Schon die ersten Teaser-Fotos zum heiß erwarteten neuen Album des Crossover-Pop-Duos aus Columbus Ohio gaben Hinweise auf die stilistische Kursänderung, die Fans der Band auf “Scaled And Icy” zu erwarten hatten. Der Geier, der noch manisch stierend das Cover zu “Trench” zierte, ist offensichtlich mittlerweile flügge geworden und hat seinen Platz an einen babyblauen Drachen abgegeben. Der triste, duochrome Schwarz-Gelb-Look weicht Pastellfarben und Art Nouveau. Eins muss man Twenty Øne Pilots lassen: sie geben sich immer größte Mühe, ihre Alben stringent durch zu konzeptionalisieren. Denn die seichte, hellbunte Optik findet sich auch im Soundbild des Albums wieder. Schon die ersten beiden Songs “Good Day” und “Choker” bestätigen diesen Eindruck. Weg sind die knorrigen Bassriffs und bissigen Rap-Parts, stattdessen gibt es hier cheesigen Radio-Pop, der krampfhaft versucht, die eigene Indiefahne (die in diesem Fall eher dem Wimpel an einem Kinderfahrrad ähnelt) hochzuhalten. Hat die formals edgigste Major-Label-Band der Welt etwa ihren Biss verloren? Der auf Hochglanz polierte Chorus von “Choker” sagt: ja.