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Lewis Capaldi und "Broken By Desire To Be Heavenly Sent": Verdammt guter Pop

Lewis Capaldi beweist erneut, welche Musikalität in ihm steckt. Mit 12 neuen emotionalen, bewegenden und energetischen Popsongs singt sich Capaldi auf “Broken By Desire To Be Heavenly Sent” in die Herzen der alten und neuen Fans. Die perfekte Gratwanderung zwischen Kitsch und Authentizität.

“Wish you the best” ist einer dieser emotionalen Songs. Herzzerreißend singt Capaldi über eine verlorene Liebe, begleitet von wunderschönen Klavierklängen. Seine innige, raue Stimme bringt das nötige Quäntchen Trauer in den Song. Manch ein Fan mag hier bestimmt eine Träne verdrücken - und dabei ist der Song am Anfang des Albums. Das will was heißen. “Heavenly Kind Of State Of Mind” zieht einen wieder aus der emotionalen Versenkung. Dieser Song ist ein Beweis dafür, dass es gute Popsongs immer noch geben kann. Auch wenn der Aufbau des Songs nicht von anderen abweicht, ist es vor allem seine Gesangsmelodie, die den Song bis zum Ende interessant hält. 

 

Capaldi vermag es mit seiner Popmusik nicht nur Teenies, sondern sicherlich Menschen verschiedener Generationen von sich zu überzeugen. “Haven’t You Ever Been In Love Before" ist einer dieser Songs, gleichermaßen kitschig wie authentisch. So auch seine Vorliebe für 6/8 Takte und Klavierballaden. Capaldi vereint Elemente der Softrock-Bewegung der 80er/90er Jahre mit modernem Anspruch. Er schreibt Songs die trotz ihres populären Anspruchs und einer damit einhergehenden Leichtigkeit immer noch interessante Akkordwendungen, Läufe und Spannung beinhalten. Er klingt nach Ed Sheeran, aber in besser. Es scheint, als hätte Capaldi das Heartbreak-Genre noch besser erkundet als sein englischer Kollege. So auch im Song “Burning”. Sheeran hätte diesen Song auch schreiben und singen können, doch hat Capaldi's Stimme mehr Tiefe, mehr Ausdruck, mehr Emotion. Es scheint schon fast so, als könnte er Frontmann einer Emo Rockband sein. 

Des Weiteren überrascht er mit einer immensen stimmlichen Reichweite. Versucht man die Töne in der Bruststimme beispielsweise bei “Any Kind Of Life” nachzusingen, wird man von der tonalen Höhe überrascht, die durch seine raue Stimme kaschiert wird. “The Pretender” hat eine ähnliche textliche Thematik wie der gleichnamige Song der Foo Fighters. Sich eine Maske aufziehen und so tun, als wäre man wer anders, um das Anderssein zu verstecken. “So tell me who you want me to be, so I’ll be my best impression of me”. Angst, sich zu öffnen und sich so zu zeigen, wie man ist. Schaut man sich die zugehörige Netflix Dokumentation  “How I’m Feeling Now” wird vieles klar. 

 

Fazit

8
Wertung

Lewis Capaldi öffnet sich einem breiten Publikum mit eindringlichen, famosen Popsongs voll Schmerz, Verlust, Tiefe, Liebe und Zuversicht. Endlich mal wieder ein verdammt gutes Popalbum.

Jan-Severin Irsch