Im Kreuzverhör

Im Kreuzverhör #53: This Wild Life - "Clouded"

Einmal monatlich stellt sich die Redaktion gemeinsam Platten außerhalb ihrer Komfortzone. Dieses Mal wirft Dave mit "Clouded" angepunkte Akustikmucke von This Wild Life in den Ring.

„Clouded“ von This Wild Life sollte mich eigentlich ziemlich kalt lassen, denn im Kern ist es ein ziemlich unaufgeregtes, austauschbares Akustik-Pop-Punk-Album, welches eigentlich nichts neu macht und sich viel bei Anderen bedient. Jedoch erreichte mich dieses Album bzw. der TikTok-Account der Band, als ich gerade eben diese beruhigte und unaufgeregte Musik brauchte. Seitdem ist dieses Album für mich so ein Ding zum Spazieren, Zug fahren, Ruhe bewahren. Irgendwie catcht mich das dann doch. Ich bin ja weiterhin ein großer Freund des generischen Pop-Punks und auch den Akustikversionen diverser Songs von Neck Deep, State Champs und Co. und dieses Album ist halt wirklich genau das, nur eben nicht gezwungen ruhig, sondern gewollt. Und irgendwie verfalle ich immer wieder in so eine Ruhephase, wenn einer der Songs läuft, für einen kurzen Moment ist mir dann wirklich einfach mal alles egal und mein Gemüt resettet sich so ein wenig. Also im Kern hab ich das Album für mich hier reingeholt, um mal den ganzen aufregenden und skurrilen Kram beiseite zu lassen und auch mal was hier reinzubringen, was nicht für herunterklappende Kinnladen sorgt. Sorry, liebe Mitschreibende, nächstes Mal gibt es wieder was Spannenderes! „Clouded“ von This Wild Life sollte mich eigentlich ziemlich kalt lassen, denn im Kern ist es ein ziemlich unaufgeregtes, austauschbares Akustik-Pop-Punk-Album, welches eigentlich nichts neu macht und sich viel bei anderen bedient. Jedoch erreichte mich dieses Album bzw. der TikTok-Account der Band, als ich gerade eben diese beruhigte und unaufgeregte Musik brauchte. Seitdem ist dieses Album für mich so ein Ding zum Spazieren, Zug fahren, Ruhe bewahren. Irgendwie catcht mich das dann doch. Ich bin ja weiterhin ein großer Freund des generischen Pop-Punks und auch den Akustikversionen diverser Songs von Neck Deep, State Champs und Co. und dieses Album ist halt wirklich genau das, nur eben nicht gezwungen ruhig, sondern gewollt. Irgendwie verfalle ich immer wieder in so eine Ruhephase, wenn einer der Songs läuft, für einen kurzen Moment ist mir dann wirklich einfach mal alles egal und mein Gemüt resettet sich so ein wenig.

Diese Episode des Kreuzverhörs ist für mich vielleicht die, die bei mir in der Hörerfahrung am meisten Unbehagen ausgelöst hat. Ein bisschen wie wenn man etwas isst und nicht sofort zuordnen kann, welches der Gewürze einem da nicht schmeckt. Nicht, weil “Clouded” jetzt so ein abgefahrenes oder unerträgliches Album ist, sondern weil ich mir während des Hörens ständig dachte: “Das hast du alles schonmal gehört, aber wo war das? An was erinnert dich diese Musik?” Ungefähr bei der Hälfte der Platte dämmerte es mir dann, und schlagartig wurde mir auch klar, warum ich die ganze Zeit dieses Gefühl von Unbehagen hatte. “Clouded” von This Wild Life ist nichts anderes als Akustik-Pop-Punk. 

Es braucht nicht einmal viel Vorstellungskraft, um sich der Parallelen bewusst zu werden. Man stelle sich das ganze mal auf 170 bpm und mit verzerrten Gitarren vor. Die getragenen Passagen in “Over It” werden zu pseudo-epischen Eskapaden á la “21 Guns”, der sanft gesäuselte Background-Gesang im C-Teil von “History” wird zu mehr oder minder kitschigen Gang-Vocals mit Singalong-Appeal. Nach einer kurzen Google-Suche fühlen sich diese Erkenntnisse dann auch schon viel weniger detektivisch an, ist doch sogar die “offizielle” Genre-Bezeichnung von Wikipedia für das Duo Akustik-Pop-Punk. Das wirklich einzige Spannende an dieser Band ist ihre Spotify-Statistik. Warum haben zwei blink-182-Fans aus Long Beach so viele Fans in Indonesien? Und kurz nach Jakarta, Bandung und Surabaya kommt, noch vor dem relativ offensichtlichen LA, Quezon City auf den Philippinen. Die Wege der Musik sind letztendlich wohl doch unergründlich… 

Das Cover von „Clouded“ ist wirklich schön: diese naive Zeichnung, wie mit Wasserfarben, bunt und grau, gleichzeitig leicht wie die Wolken und schwer wie der Betonklotz an den Füßen. Gute Cover wecken immer Erwartungen. Und die Musik von This Wild Life hat diese leider nicht eingelöst. Zum größten Teil verschwimmen die akustischen Emo-Songs einfach ineinander. Es gibt scheinbar keine Hooks, die Songs voneinander unterscheidbar machen, zwischen Akustikgeklimper und gepresster Pop-Punk-Stimme fließt ein Song in den nächsten. Umso mehr sticht da ein Stück wie „Better With You“ heraus. Es dauert wohl eine ganze Zeit, bis This Wild Life merken, dass es jetzt vielleicht mal Abwechslung braucht – und ballern  deshalb alles in den Song, was sie haben: Klavier! Streicher! Einen Chor! In der zweiten Strophe kommt eine weibliche Duettstimme dazu. Das ist so viel und so schmalzig, dass da am Ende ein wirklich guter Song rauskommmt. Zum Schluss folgt dann mit „405“ noch eine etwas energetischere Ballade mit Mitsingpart. Was auf anderen Pop-Punk-Alben der Ruhepol zum Kraftsammeln wäre, ist hier das große Finale. Und das ist durchaus symbolisch für „Clouded“.

Bei mir muss schon echt viel zusammen kommen, damit ich mir auf die Dauer eines Albums so im Vergleich zu meinen sonstigen Gepflogenheiten unspektakuläre, ruhige Musik anhöre. Klar, zu "Clouded" kann man super rumliegen. Oder nachdenken. Die Gedanken schweifen lassen. Oder einen Beitrag zu dieser Rubrik verfassen, ohne den Inhalten der Texte Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Es ist der erste Tag nach einem langen Wochenende. Ohne den Bildschirm vor mir würde ich mit This Wild Life Gefahr laufen meine Mittagspause, traditionell meine Zeit für das Kreuzverhör, einfach zu verschlafen. Meine Augen werden müde und auf den Kopfhörern macht auch niemand Anstalten den Zustand zu verändern. Es sei der Platte gegönnt: Ich werde sie im Hinterkopf behalten. Für dann, wenn ich wirklich mal Musik brauche, um den Kopf mit möglichst wenig Gedanken zu fluten beziehungsweise diese draußen bleiben sollen. Heute aber fällt es mir zunehmend schwer, die Titel beim Anhören auseinanderzuhalten und der Kunst dahinter die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie von den Liebhabern des akustischen Gedudels verdient.

Fazit