Wenn Castingshows etwas Gutes hervorbringen, dann oft dann, wenn sich Individuen aus ihren Castingbands lösen und sich von den eigenen Ursprüngen abspalten - oft gesehen in Boybands. Robbie Williams ist zum Beispiel so ein Fall. Der hat zwar in der Tat auch schon ganz schön viel Furchtbares verbrochen (ein Weihnachtsalbum mit Helene Fischer als Feature zum Beispiel), aber eben auch einige der größten Popklassiker der letzten Jahre geschaffen. Und über seine beiden Swing-Alben geht eh wenig - wenn man Musik rein für ihre Entertainer-Qualitäten genießen möchte, dann auf jeden Fall so! Der neue Robbie könnte indes Harry Styles werden. Nach dem (wahrscheinlich auch nur vorläufigen) Ende von One Direction ist es Styles, dessen Solokarriere bisher mit Abstand am weitesten getragen hat - und das durchaus zurecht. Niall Horan bringt etwa eher lahme Akustikpop-Standardware und Zayn Malik hat sich den Ausstieg aus seinem Bandvertrag teuer erkauft, um danach die Miley-Cyrus-Teeniestarkrise zu durchlaufen und äußerst unjugendfreien Dance-Pop zu machen. Ich muss gestehen, Malik hat mal kurzfristig zu meinen Very-Guilty-Pleasures gehört, aber seine Musik kommt auf keinen Fall an einen Harry Styles ran, der mit seiner Debütsingle "Sign Of The Times" tatsächlich eine Hymne geschaffen hat, der man eine längere Überdauerung zutraut. Etwas pompös und mit großer Gestik, aber gleichsam im Tonus äußerst echt - ein Spagat, der nur wenigen Popstars so gut gelingt wie Styles. Speziell mit den Songs seines zweiten Albums ist er an diese Großtat bisher auch nicht wieder herangekommen, aber er besticht gleichzeitig eben auch als Ikone, die männliche Stereotypen hinterfragt. Das hat es in der Form sicher noch von keinem Castingstar gegeben, scheint allerdings einem dankenswerten Zeitgeist zu entspringen - auch ein Yungblud ist etwa ein Jugendidol geworden, das seine Shows regelmäßig im Kleid bestreitet.