Kolumne

Jahresrückblick 2023: Jannie

Ein weiteres Jahr ist vorbei und dieses ist irgendwie ganz besonders schnell geflogen. Private Hürden (oder eher Berge) mussten überwunden werden und dabei ist ziemlich oft gar keine Energie für/Lust auf Musik gewesen. Während ich dann vor allem in Podcasts und Hörbüchern versunken bin (Tipps gibt's natürlich auch!), hat es trotzdem die ein oder andere Band hinter meine Mauer geschafft und mir das Jahr versüßt - und für diesen Rückblick sind wir ja alle hier.

Album des Jahres

Anfangen will ich mit - natürlich, bedenkt man doch den Magazinnamen - meinem Album des Jahres. Die letzten Jahre habe ich mich auch schon um die Festlegung auf nur eins herumgemogelt, also müssen Traditionen beibehalten werden - aber eine Nummer 1 habe ich diesmal trotzdem. Und das ist das bombastische Album "Twist" von Adam Angst. Meine Lobeshymne auf dieses Album könnt ihr unten verlinkt lesen. Ganz knapp dahinter ist Holding Absence mit "The Noble Art Of Self Destruction", dazu hat Dave was geschreibselt. Nicht unerwähnt lassen will ich außerdem Madsen mit "Hollywood", Caskets mit "Reflections" und - weil das wahrscheinlich die einzige Band ist, die ich wirklich ganz von Anfang an verfolge - Das Lumpenpack mit "WACH".

Band des Jahres

Die Band, die mich dieses Jahr am allerpräsentesten begleitet hat, war Kaffkiez. Ich habe sie erst 2022 auf dem Taubertal-Festival kennengelernt und mich da schon direkt verliebt. Ihre Songs zaubern mir sofort ein Grinsen aufs Gesicht und sind so der spaßigste Indiepop, den ich kenne – und den ich dieses Jahr wirklich oft gebraucht habe. Und zur Band des Jahres macht sie, dass sie im November mit „Sommer mit dir“ eine ganz andere Seite gezeigt haben und zeigen, dass sie auch Emotionalität unfassbar gut beherrschen, und was für ein Stimmtalent Johannes ist. Für Fans von Sperling: Reinhören!! Ihr neues Album „Ekstase“ kommt schon am 26.01. und ich bin HYPED.

Song des Jahres

Passend zum Album und zur Band des Jahres muss es natürlich auch einen Song des Jahres geben. Und wer wäre ich, wenn ich mich diesmal klar entscheiden könnte? Laut Spotify Wrapped ist das "Himmelblau" von Kaffkiez - und natürlich ist das ein bombastischer Song, aber ich hab ihn fast ein bisschen tot gehört. Gute-Laune-Song-des-Jahres ist dafür mit riesigem Abstand "Oft gesagt" von Raum27, den ich in diesem Jahr entdeckt habe und der einfach nur Spaß macht. Den Preis für den orchestralsten und dabei emotionalsten Song, in den man sich definitiv erst einhören muss, bekommt "People Watching" von Conan Gray. Weil ich beide erwähnte Songs zwar dieses Jahr entdeckt habe, sie aber nicht dieses Jahr erschienen sind, sind meine liebsten Neuerscheinungen "Landmines" von Sum41 (die sich auflösen 😭), "Angst" von Adam Angst und "Gott muss ein Arschloch sein" von Hämatom - die den Song für/über ihren im August verstorbenen Bassisten West geschrieben haben. Außerdem, was hat Sperling mit „November“ bitte schon wieder für ein Brett von Song rausgehauen?!
Und: den gesamten Soundtrack von "The Greatest Showman" will ich nicht unerwähnt lassen, den Film habe ich dieses Jahr endlich gesehen und der steht für mich doll für das Rauszoomen aus der Realität und wieder richtig reingesogen zu werden in einen fantastischen Film - und Soundtrack.
Achja: Wie gut ist eigentlich "I'm just Ken" aus dem Barbiefilm?

Guilty Pleasure des Jahres

Wo wir schon bei Barbie sind, geht es jetzt an die Guilty Pleasures des Jahres. Und davon habe ich grundsätzlich viele (Grüße gehen raus an Jakob, der meine Liebe zu Electric Callboy ja völlig zu Unrecht arg verurteilt!), ganz vorne mit dabei ist aber halt Ski Aggu und dafür schäme ich mich schon sehr. Auch "Manila" von Alvaro Soler hat es in meine Top 50 Songs geschafft, und da kann ich mich im Vergleich zu Ski Aggu auch nicht mit "Das hör ich beim Laufen" rausreden.

Konzert des Jahres

Durch meine dieses Jahr rapide abstürzende Psyche habe ich nur sehr wenig Konzerterlebnisse mitnehmen können, und auch den Festivalsommer in einer Klinik verbracht. Und trotzdem waren die beiden Konzerte, die ich dieses Jahr besucht habe, so wunderschön, dass ich sie gerne erwähnen wollte. Zum Einen haben Moritz und ich (Shoutout an dieser Stelle für den absolut besten (Konzert-)Partner) im Februar ZSK und Zebrahead in Berlin sehen dürfen (und fotografieren, was mit einer Angststörung im Graben immer deutlich angenehmer ist, als direkt in der Menschenmasse zu stehen!), und nach meiner ganzen Psycho-Odyssee haben wir gemeinsam Bad Assumption (GaLieGrü an Merten!) bei dem Abschiedskonzert einer befreundeten Nürnberger Undergroundband gesehen, und das war so ein schönes Wiedereinstiegskonzert! Während ich das hier schreibe, steht tatsächlich in Kürze noch das Donots & Adam Angst Konzert in Erlangen an, auf das ich mich – nach meinem Album des Jahres offensichtlich – extrem freue. 

Neuentdeckung des Jahres

…war meine Offenheit für andere Genres neben meinen geliebten Gitarrenmusik-Rumschrei-Genres. Vielleicht werde ich tatsächlich erwachsen, aber ich habe so viel Pop und Indiemucke gehört, wie noch nie (obwohl ich das im letztjährigen Jahresrückblick auch schon angesprochen habe, aber die Entwicklung dieses Jahr war krass). Wahrscheinlich konnte mich auch deswegen der Soundtrack von der bombastischen Serie Heartstopper vollkommen abholen, so eine schöne Sammlung an gutem Pop! Die Coming of Age Serie ist sowieso Pflichtprogramm, aber auch ohne die Serie zu kennen, ist die Soundtrack-Playlist ein Reinhören wert. Außerdem habe ich Jo Halbigs (Killerpilze) Soloprojekt begeistert aufgenommen und mich durch The Voice in „5 Meter Mauern“ von Elen verliebt. Alles voll out of my genre box, bin echt gespannt, was da noch so kommt!
Achso, und ich habe dieses Jahr endlich mal bewusst in Heisskalt reingehört (Sorry an literally die gesamte Redaktion!) und mich auch schwer verknallt.

ADW-Moment des Jahres

Neben unseren heißgeliebten Spieleabenden mit den abenteuerlichsten Stadt-Land-Fluss Kategorien (Fiktiver Tocotronic-Song, fiktive Rechtsrockbands, Name für einen Punkrockschuppen, Fiktive Kinderpunkbands, fiktiver Podcastname von zwei weißen Männern,…) muss hier die Podcastfolge mit Kai erwähnt werden, in der wir Felix von Adam Angst interviewt haben, das eins der schönsten Gespräche war, die ich je geführt habe.

Podcast des Jahres

Weil ich Podcast-Tipps am Anfang angeteast habe, will ich damit auch meinen Jahresrückblick schließen. Natürlich ist der absolute Nummer Eins Podcast unser Plattensprung, was auch sonst. Und jetzt ernsthaft: Für alle Internet-Kids, die auf Gossip stehen, kann ich die Lästerschwestern wärmstens empfehlen, meine Lieblings-Comedy bringt „Gefühlte Fakten“, und um bei Musik zu bleiben, ich liebe den Beichtstuhl-Podcast von Hämatom. Ost und Süd (Gitarrist und Schlagzeuger) geben Einblick in ihr Musikerleben, hauen (teils gewagte) Musiktipps raus, beichten unangenehme Situationen und haben vor allem ein unfassbar korrektes und aufrechtes Wertesystem, was man in diesem Genre meist schmerzlich vermisst. So haben sie eine tolle Folge über den Rammsteinskandal aufgenommen und trotz ihrem Dasein als große Fans vermutlich die klarste und stärkste Distanzierung gemacht, die sich überhaupt irgendwer aus dieser Branche getraut hat. Außerdem möchte ich euch hier noch eine konkrete Folge ans Herz legen: Der Hämatom-Bassist West ist im August (wie oben schon angerissen) völlig unerwartet verstorben und Süd und Ost haben mit dem vierten Bandmitglied Nord eine wunderschöne Nachruffolge aufgenommen, in der sie Anekdoten erzählen und trotz all der Trauer irgendwie einen unfassbar positiven Blick auf Wests aka Peter Haags Leben und seinen Einfluss auf sie werfen. Die Folge heißt „West in Peace“ und sie ist wunderbar traurigschön.

Das war jetzt schon mein vierter Jahresrückblick für dieses Magazin und den bunten Haufen von Lieblingsmenschen, den ich hier kennen- und (manch einen ein bisschen mehr) liebenlernen durfte. Auch wenn ich dieses Jahr mehr schlecht als recht Fristen eingehalten habe und mich einen Großteil des Jahres komplett rausziehen musste, bin ich doch immer wieder mit offenen Armen willkommen geheißen worden, und dafür bin ich so dankbar. Für nächstes Jahr wünsche ich mir (neben mentaler & physischer Stabilität) daher ganz dringend, dass wir uns endlich wieder in Echt sehen können!