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Madsen und "Hollywood": Begeisternd!

Wie großartig kann ein Album bitte sein?! Madsen kehren mit "Hollywood" zu den Indierock-Wurzeln zurück und machen dabei so viel richtig. Studioalbum Nummer neun soll mit diesem Text wärmstens an jedes Herz gelegt werden.

Die (Solo-)Ausflüge in Soul und Blues sowie in den Punkrock sind vorbei, Madsen bringen mit "Hollywood" ganze 41 Minuten Indierock durch unsere Lautsprecher und kehren damit zu ihrer Kernkompetenz zurück. Und eins steht fest: Dieses Album ist großartig! Es ist persönlich, es malt Bilder in den Köpfen der Hörenden und es erzählt Geschichten aus dem echten Leben. Und dieses echte Leben ist in den allermeisten Fällen alles, aber nicht Hollywood.

"Hollywood" wird mit einer Einladung namens "Ein bisschen Lärm" eröffnet. "Guten Tag, meine Damen und Herren. Sind Sie bereit für ein bisschen Lärm?" heißt es darin. "Dann lade ich Sie ganz herzlich ein, sich heute, hier und jetzt einfach mal freizuschreien". Dass kurze Schreie als Stilmittel in den Song eingebaut werden, passt also vor allem durch den Inhalt wunderbar ins Bild. Und es sind diese drei Minuten, die unmissverständlich klar machen, dass Madsen wieder Madsen sind und sein wollen. Natürlich hatten die benannten Ausflüge in die diversen anderen Genres Sinn und Verstand, sie waren keineswegs Blödsinnsideen oder musikalisch schwache Werke. Wer Madsen jedoch für ihren tiefgehenden Indierock liebt, kommt jetzt wieder voll auf die eigenen Kosten.

Mit "Brücken" folgt der Titel, der die auf dem Album nur in geringer Anzahl zu findenden, indirekt kritischen Worte anbringt. Er ruft dazu auf, sich mit dem "was wir nicht kennen" zu beschäftigen und fordert aktiv Veränderung. Es wird eine feststeckende Gesellschaft beschrieben, die über die zu bauenden Brücken in eine neue Zeit finden muss. Madsen liefern die nötigen Veränderungen gleich mit: Toleranz und Fernweh, und das ohne Angst. Da von einem Indierock-Album, anders als im Punkrock häufig gängig. Wenn kein durchgängiges Schwingen der Kritik-Keule an der Gesellschaft erwartet wird, passt die Dosis hier ganz gut. Die Band ist auf "Hollywood" viel mehr in beschreibender Funktion tätig und auch "Brücken" kritisiert weniger, als dass es Ist- und Sollzustand widerspiegelt.

Auch die persönliche Note geht "Hollywood" nicht verloren: "Heirate mich", "Das Beste von mir" oder "Der Baum" handeln von Liebe und Glauben ("Und ich glaub' die Welt ist noch nicht ganz verloren, was ein Baum ertragen kann, ertrage ich auch") und finden wie das gesamte Album in Ich- bzw. Wir-Form statt. Das öffnet die Songs für diejenigen, die sie anhören und ein Hineinfühlen in die beschriebenen Gefühle und Situationen findet quasi automatisch statt.

Ein weiterer Themenblock auf "Hollywood" ist Freundschaft. Hier ist vor allem "Willi" zu erwähnen, der die Gedanken der Hörenden zurück in die Schulzeit katapultiert und diese Gedanken der Allermeisten zu den nahestehenden Freunden lenkt. "Wir haben immer noch die Sonne" als letzter Titel des Albums schließt sich "Brücken" und "Der Baum" an und eröffnet die Perspektive auf eine bessere Zukunft, egal wie trostlos und aussichtslos alles scheint.

"Wir haben immer noch die Sonne, jeden Morgen geht sie auf, sogar wenn du nicht mehr daran glaubst"

Fazit

8.7
Wertung

Es gibt Alben, die schlagen bei mir wortwörtlich ein und machen mich sofort zum Fan einer Band, von der ich es vorher noch nicht so richtig war. "Hollywood" gelingt genau das durch großartige Songs und Inhalte. Hey Madsen, ihr habt einen neuen Fan!

Mark Schneider
8.4
Wertung

"Hollywood" ist ein wahres Feuerwerk an mitreißender Leidenschaft und Energie. Madsens Musik strahlt in vielfältigen Facetten, gespickt mit Euphorie, als auch Melancholie. Ein absolutes Highlight für Rockliebhaber*innen, das Herz und Ohren gleichermaßen begeistert.

Lena-Marie Buchner