Blickt man auf diese Tour mit den ersten live performten Vorboten der Platte zurück, kommen einem diese Erlebnisse wirklich vor wie die besseren, goldenen Zeiten. Damals, als Konzerte wie das im Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln noch ganz normal waren und wir uns nass geschwitzt zum spaßigen Sound der Hamburger die Kehle aus dem Hals sangen. Auch Liedfett verschoben Tourneen und mussten schweren Herzens Festivalauftritte absagen. Entgegen anderer Bands, die auch ihre Albumveröffentlichung verschoben haben, erscheint „Durchbruch“ aber mitten in der vielleicht bedrohlichsten Krise einer ganzen Musiklandschaft, um vor allem gefeiert zu werden. Auch ohne Tour, ohne Festival und ohne Releasehow á la Liedfett.
Der Schritt in diese neue Härte ist jedoch keineswegs als Tritt auf die Akustikpunk-Spaßbremse zu verstehen. Auch wenn Liedfett diesen Schritt weg von der Akustikmusik und hin zu lautem, schnellen Punkrock gegangen sind: Die zehn Titel der Platte laden, genau wie viele ihrer Vorgänger, zum lautstarken Mitsingen unter teils nachdenklichen Aspekten ein. Und auch wenn Liedfett die Hälfte der Titel bereits vor Release veröffentlicht haben, ist die zweite Hälfte der Tracks nicht nur Beiwerk. „Komm mal wieder runter“ läutet ein abwechslungsreiches und wie man es von der Band gewöhnt ist auch gut feierbares Album ein. Dennoch beschäftigen sich Liedfett auch auf „Durchbruch“ humorbehaftet mit nachdenklichen Themen wie zum Beispiel Wissen und Nicht-Wissen („Papagei“). Die typischen und altbekannten Attribute „Ballern, Bügeln, Feiern!“ behalten aber ebenso bandtypisch die Oberhand.