Sei es "Schmierlappenkommando", "Spaß spendet Trost", "Verpiss dich", "Verkackt bevor es los geht" oder "Billiger Wein": Wer Liedfett in der Phase ihres Schaffens kennen gelernt hat, als die Musik noch aus reinen Akustiknummern und die Texte der Band (zumindest teilweise) aus Punkklischees wie Saufen und Antihaltung bestanden, wird sofort wissen welche bereits in der Zusammenfassung von "Durchbruch" angeführte Entwicklung hier noch einmal aufgegriffen werden soll. Liedfett haben sich dem reinen Akustiksound in der Zwischenzeit abgewendet, den Schritt in die verzerrten Klänge gewagt und bereits ein Album voller krachender Punkrocknummern veröffentlicht. Das bleibt auch auf dem neuen Album "Hi!" teilweise so. Und dennoch klingt das neue Album gänzlich anders und kehrt zum entspannteren Stil zurück, ohne das Harte außen vor zu lassen.
"Wir kommen um zu bleiben, müssen uns nichts beweisen," singen Liedfett auf ihrem neuen Album und blicken damit auf 15 Jahre "reinbügeln" zurück. Ein Schlachtruf, welcher sowohl auf den Konzerten der Band als auch auf den vergangenen Alben seinen festen Platz gefunden hat und längst fest zur Band dazugehört. "Wir kommen" ist ein Song, der vor allem durch die Anspielungen auf die Vergangenheit beweist, dass Liedfett keinesfalls vergessen haben, wo sie herkommen. Im Gegenteil, der eingeschlagene Weg wird konsequent weiter verfolgt, als Entwicklung gesehen und weiter durch Veränderung vorangetrieben. Und auch wenn sich die Inhalte seit den oben genannten Nummern verändert haben, streuen Liedfett immer wieder Momente in dieses leider recht kurze Album ein, die die Vergangenheit der Band mit ins Boot holen oder im Sound oder Songwriting sehr daran erinnern. Das geschieht entweder durch Textzeilen wie "Werden nicht klüger, nur immer älter (...), wir sind untrennbar, in uns kocht die Wut!" in "Wut", der übrigens durch den Support von LaBrassBanda einen Gesamtsound mit sich bringt, den man so von Liedfett noch gar nicht gehört hat. Im Gesamten gehen Setting und Flow des gesamten Albums zurück zu den Wurzeln. Es festigt sich auf "Hi!" der Eindruck, dass die Songs in ihrer Art und Weise im Gegensatz zu "Durchbruch" einen Schritt zurück in melodiösere Richtungen mit dem gewissen Groove gehen, wie man ihn von Liedfett von Anfang an gewohnt war. Nur heute eben deutlich lauter.