Musikalisch ist das alles sehr solide untermauert, wie von Torky, Dexter und den weiteren Produzent:innen auch nicht anders zu erwarten war. Eine wirkliche Frische bringt hingegen Fatonis neu entdecktes Spiel mit seiner Stimme. In „Newcomer des Jahres“ – der im Übrigen auch eine famos rollende Hook bereithält – klingt er dabei geradezu nach dem Hamburger JACE, auf „So High“ und „Homie du Weißt“ lässt er sich derweil in tiefe Register durchsacken. „Das Leben ist dumm“ ist schließlich die Gesangsnummer des Albums, deren Qualität stark von dem Zustand abhängt, in dem man sie hört. Auf nüchternen Magen wirkt der späte Uptempo-Praise-Break mit seinen Bläsern und überlagerten Gesangsspuren doch sehr käsig, gleichzeitig bietet die ironiefreie Ehrlichkeit des Songs auch eine wohlverdiente Pause von Selbsthass und Verwirrung.
Es lässt sich nicht anders sagen: „Delirium“ ist ein bedrückendes Album. Die beißende Ironie und Übertreibung taugt als Unterhaltung längst nicht mehr so gut wie noch auf „Nocebo“ und für Prinz-Pi-Disses ist eh zu spät, wir haben andere Probleme. „Delirium“ ist kein Album, um „37 Minuten den Verstand zu verlieren", wie es der Pressetext verspricht. Schön wär’s. Stattdessen spielt die Platte sehr deutlich im Hier und Jetzt und das Hier und Jetzt ist nun mal scheiße. Das Hier und Jetzt ist eine zweite Staffel „LOL - Last One Laughing“ im dritten Lockdown einer einmaligen Pandemie, um nur ein paar der schlimmsten Ereignisse dieses Jahres zu nennen. Es ist das Delirium, aus dem es kein Erwachen gibt.