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King Gizzard And The Lizard Wizard und „Infest The Rats’ Nest“: Öko-Thrash-Metal und die Rettung der Zukunft?

Was für eine Zeit, um King-Gizzard-Fan zu sein! Nachdem die Australier 2017 ihr Versprechen einlösten und 5 Studioalben veröffentlichten, erscheint nun ihre zweite Platte im Jahr 2019. Aber kann die Band trotz Quantität auch die Qualität halten?

Nachdem die Menschen die Erde zu Grunde gerichtet haben, fliehen die Reichen und Privilegierten in Raumschiffen auf den Planeten Mars und überlassen auf der sterbenden Erde die Armen den Super-Käfern und ihrem Schicksal. Allerdings erreichen die Raumschiffe nie den Mars, sondern explodieren im Weltraum und die Passagiere schmoren fortan in der Hölle. Was erstmal nach dem Drehbuch für ein Sci-Fi-B-Movie aus den 80ern klingt, ist die Story hinter dem 15. Album der australischen Psychedelic-Weirdos King Gizzard And The Lizard Wizard. In Zeiten von Mikroplastik in der Arktis und Waldbränden im Amazonas, die mindestens drei Wochen anhalten, wirkt das Ganze aber schon fast wie nahe Zukunftsmusik.

In der Vergangenheit hatte die siebenköpfige Band bereits unzählige Genres erforscht. King Gizzards Platten drehten sich um Garage Rock, Psychedelic-Desert-Rock, Jazz oder mikrotonale Musik. Mit „Nonagon Infinity“ schuf die Band sogar ein „unendliches Album“, in dem jeder Song ohne Pause in den nächsten übergeht und in dem der letzte Track auch wieder in den ersten mündet. Mit „Infest The Rats‘ Nest“ ist nun eine Hommage an den Thrash-Metal. Die Songs stellen hierbei eine Mischung aus Black Sabbath, Motörhead und Slayer dar, erinnern aber auch an eine grimmige Version von Deep Purples „In Rock“. Trotzdem hört man den unverkennbaren King-Gizzard-Stil stetig heraus. Die Band klingt zum Glück an keiner Stelle so, als würde sie es mit dem Metal nur mal ausprobieren wollen, sondern, als hätte sie Stunden damit verbracht, alte Klassiker als Vorbereitung durchzuhören und auf ihre eigene musikalische Vision zu transferieren.

Musikalisch bedeutet das vor allem, dass die sieben Tracks mit Gitarren-Riffs nur so gespickt sind. Grund dafür ist wahrscheinlich auch, dass zwei der drei Hauptsongwriter Gitarristen der Band sind. Das Schlagzeug überzeugt durch rockige Fills und sorgt mit einer kontinuierlich dreschenden Bass-Drum für den nötigen Druck. Besonderes Augenmerk kann aber auch auf die Old-School-Bass-Licks gelegt werden, die die Songs zusammenhalten und die nötige Tiefe bieten. Das gefällt! Nur schade, dass die musikalische Reise bereits nach 35 Minuten abrupt endet.

An manchen Stellen wirkt das Album sogar so martialisch und düster, dass man sich schon fast zurück zum Vorgänger Album „Fishing For Fishies“ wünschen würde, wo die Welt noch so leicht und unbeschwert gewirkt hat.

Bereits im Vorfeld veröffentlichte die Band drei Musikvideos, zu den Songs „Self-Immolate“, „Organ Farmer“ und „Planet B“. Das letztere Musikvideo ist auch cineastisch sehr wertvoll zu schauen und enthält eine Bösewichtin, die einem Coen-Brüder-Film oder Tarantino entsprungen zu sein scheint. Kurz vor dem Release des Albums selbst, wurde obendrein ein Online-Retro-Shooter im Stil von „Doom“ veröffentlicht, in dem man schier endlosen Wellen an Ratten abwehren muss. So geht guter Fan-Service.

Fazit

8
Wertung

King Gizzard And The Lizard Wizard gelingt ein Instant-Klassiker ihrer Diskographie und entführen uns in ein weiteres Kapitel ihres Universums. Eins steht fest: Die Zukunft der Musik liegt bei dieser Band in guten Händen.

Niels Baumgarten