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King Gizzard & The Lizard Wizard und „Butterfly 3000“: Vertonte Traumwelt

Es ist keine vier Monate her, dass mit „L.W.“ das letzte Album von King Gizzard & The Lizard Wizard erschien. Doch es ist genauso unglaublich wie es wahr ist: Mit „Butterfly 3000“ präsentiert die Band nun Studioalbum Nummer 18. In neun Jahren Bandgeschichte.

Ob dieses Plattencover wirklich aus den im Albumtitel angepriesenen 3000 Schmetterlingen besteht? Wer nicht gerade zu viel Zeit oder Lust dazu hat diese nachzuzählen, steht vor einer ebenso unlösbaren Frage wie der folgenden: Ist dieser Band einfach unglaublich langweilig? Oder können die Mitglieder rund um Bassist „Lucas Skinner“ (Skinner ist der einzige, der sich seine Hauptaufgabe nicht mit einem anderen Bandkollegen teilt und hier unproblematisch einer Rolle in der Band zugeordnet werden kann) einfach nicht mit ihren kreativen Ergüssen hinter dem Berg, beziehungsweise dem indischen sowie pazifischen Ozean halten? 18 (!) Studioalben, fünf davon alleine im Jahr 2017. Zusätzlich zu dieser Masse an Platten erschienen alleine im Jahr 2020 fünf Livealben. Die Psychedelic-Rock-Band aus Australien produziert Musik am laufenden Band und begibt sich damit in immer wieder unterschiedliche Sparten. Im Jahr 2016 wurde sie zum Beispiel bei den ARIA Awards in der Kategorie „Best Hardrock / Heavy Metal Album“ ausgezeichnet. Hört man sich nun das neue Werk „Butterfly 3000“ an, versteht man nicht mal ansatzweise warum.

Es ist der Begriff „Psychedelic“, dem sich dieses Album scheinbar ausnahmslos verschreiben möchte. Ohne Rock. Ohne Heavy Metal. Mal ganz entspannt und darauf besinnt, die gestresste Seele baumeln zu lassen. So lässt sich das Konzept beschreiben, welches King Gizzard & The Lizard Wizard hier fast 44 Minuten verfolgen. Es sind dieses Mal die besonders ruhigen Klänge, die entschleunigten Melodien und das träumerische, die das Produkt der aktuellsten kreativen Phase der Australier bilden. Die Melodien auf „Butterfly 3000“ wiederholen sich, teilweise während des gesamten Tracks und versetzen die Hörerschaft dadurch beinahe in einen Zustand der Trance. Sie bewirken damit eine gewisse Trägheit und Langsamkeit und damit das genaue Gegenteil von dem, was die Band seit Jahren verkörpert.

Zurück zum Plattencover: Einen Hördurchlauf von "Butterfly 3000" später fühlt man sich in etwa so, wie dieses Cover voller unzähliger bunter Schmetterlinge aussieht. So wie eine Mischung aus surrealer Traumwelt und wunderschöner Fantasie. Die durch die Musik erzeugten Gefühlswelten reichen von locker leichter Stimmung bis hin zu hypnotischen Ansätzen. Vielleicht geht die Reise mit King Gizzard & The Lizard Wizard  und ihrem nächsten Album bereits in wenigen Monaten weiter. Wohin diese führt, war aber nie so schwierig abzusehen wie bei den Australiern mit dem Zungenbrecher-Namen.

Fazit

6.5
Wertung

Ein Album zum Fallenlassen. Ohren auf, Kopf aus. Dabei einfach mal berieseln lassen und den Alltag vergessen. Für mich ein bisschen zu viel Psychedelic, für zwischendurch ist dieser vertonte Trip aber allemal gut geeignet.

Mark Schneider
6.7
Wertung

King Gizzard's musikalischer Output ist im positivsten Sinne absolut lächerlich. Dass auch die mittlerweile 18te Platte der Australier nicht weniger als ein solides und unterhaltsames Album ist, unterstreicht die Treffsicherheit und künstlerische Kontinuität der Band.

Kai Weingärtner