Kolumne

Mein Lieblingssong zum Thema „Katerstimmung - Der Morgen danach"

Einmal monatlich stellen wir unsere Lieblingssongs zu einem bestimmten Thema zusammen. Das heutige Motto lautet: "Katerstimmung - Der Morgen danach".

Nach endorphingeladenen Nächten und ausgelassener Feierlaune widmen wir uns in der neuen Ausgabe von „Mein Lieblingssong“ der unumgehbaren Kehrseite der Medaille. Kein Licht ohne Schatten, kein Yin ohne Yang, keine Party ohne den Morgen danach. Wie genau unsere hochgeschätze Redaktion mit dem nicht endenenden Wollen Kopfbrummen haushaltet, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.

Seien wir ehrlich: Musikalische Raffinesse benötigt man für den Morgen danach nicht unbedingt. Ein wenig Trash hat an einem trüben Sonntagvormittag noch keinem geschadet. Wichtig ist, dass die Tieftöner keine allzu ruppigen Laute von sich geben und man sich es mit seinem Elend richtig schön gemütlich machen kann. The Offspring haben einen Hang zum Nonsens, sind aber in der Regel alles andere als gediegen unterwegs. Da kommt „The Worst Hangover Ever“ gerade recht. Spätestens beim „Na, na, na“-Singalong wippt das gebeutelte Haupt trübe mit und lässt den gestrigen Abend Revue passieren.

Weitere Anspieltipps: The Beatles - „Good Day Sunshine“, Kraftklub feat. Casper - „Schöner Tag“

Es soll ja Leute geben, die eine durchzechte Nacht nur mit einigen Gute-Laune-Hits kontern müssen und anschließend wieder auf dem Damm sind. Sagt man. Andere wissen ihren akuten Serotonin-Entzug gebührender zu zelebrieren. Für diese Leute gibt es Tom Waits. Der Song „Christmas Card From A Hooker In Minneapolis“ ist nur ein Beispiel von Vielen für Waits brillantes Erzählervermögen, dass man hinter dem scharfkantigen Blues und der kratzigen Reibeisenstimme nur zu allzu oft übersieht. Umso besser eignet sich ein Katermorgen wie dieser, um Alben wie „Blue Valentine“ mal wieder einen kompletten Durchlauf zu spendieren. Waits hören ist dabei wie Bukowski lesen – etwas prätentiös? Egal. Sich elend fühlen war noch nie so schön.

Weitere Anspieltipps: Jesper Munk - Morning Coffee", The Doors - „The End"

Der Bass wummert nicht mehr, der Kaffee ist stark und so langsam kommt man wieder in der Welt der Lebenden an. Nach langdurchzechter Nacht braucht man morgens neben den üblichen Wachmachern einen Song, der einen sanft und entspannt wieder zu sich kommen lässt. Der Song „Holocene“ von der Band Bon Iver ist genauso einer. Mit einer sehr leisen Rhythmusgruppe, zwei Gitarren, zart gespielten Bläsern und engelsgleichem Gesang vermag die Band um Frontsänger Justin Vernon die müden Geister zu vertreiben. Das Besondere an dem Stück ist die Eingängigkeit in ihm, doch kommen immer wieder neue Nuancen dazu, so, dass es nie langweilig wird. Fast schon unmerklich schleichen sich immer neue Klänge in den Song ein. Sei es über eine gute Soundanlage, billige Kopfhörer oder über den Handylautsprecher, „Holocene“ ist ein grandioser Track für den Morgen danach. Fun Fact am Rande: selbst Ed Sheeran hat diesen Songtitel in seinem Song „The Man“ verwendet. Man sitzt entspannt im Bett, trinkt seinen Kaffee, kommt so langsam wieder zu sich und wird von den beruhigenden Klängen Bon Ivers aufgeweckt.