Dass Van Holzen zu solch künstlerischen Gedankenschritten in der Lage sind, ist nicht das Ergebnis radikaler Erziehungsmaßnahmen der Musikindustrie, sondern die Früchte jahrelanger Eigenarbeit. „Für Außenstehende wirkt das alles immer so wahnsinnig schnell, für uns ist das aber gar nicht so. Wir machen das ja schon seit acht Jahren. Alle Dinge, die gerade passieren, sind für uns logische Schritte, die nach so langer Zeit eben eintreten.“ Trotzdem räumt Kotitschke ein, dass ihm die derzeitigen Erlebnisse mit seiner Band teilweise immer noch den Atem verschlagen: „Manchmal ist das alles wirklich noch ziemlich krass, gerade, wenn man für Bands wie Billy Talent supporten darf. Die habe ich als Kind total abgefeiert, und du denkst, das sind die krassesten Typen überhaupt. Und dann steht man da und schüttelt dem Sänger plötzlich die Hand.“
Man kann sich wohl nur schwer vorstellen, wie eine Band, die bereits während ihrer Schulzeit einen Major Deal in der Tasche hatte, die Welt betrachten muss. Kiesling sieht in diesem Problem auch einen Grund für den Titel ihres Debütalbums „Anomalie“: „Natürlich fühlst du dich in unserer Gesellschaft als Anomalie, wir haben uns immerhin bereits mit neun und zehn dazu entschlossen, eine Band zu gründen. Wir gehen halt einen anderen Weg als der Rest. Damit kommt man aber klar, sobald man aufhört, sich dafür bei irgendwem rechtfertigen zu wollen.“
Am Abend spielen Van Holzen dann schließlich ihr Konzert in der Hamburger Prinzenbar. Trotz aller Ernsthaftigkeit merkt man dem Trio an, dass es liebt, was es tut. Und so birgt die Geschichte dieser faszinierenden Band wohl genug Anlässe, um hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Das nächste Album ist schon in Arbeit, und die Chancen stehen gut, dass es der nächste konsequente Meilenstein in Van Holzens andauernder Ära werden könnte. Und dass die Band so jung ist, hat mit ihrer Erfolgsaussicht mit Sicherheit nichts zu tun.