„Wohlfühlgarantie“ ist ein nihilistisches Konzeptalbum voller Grausamkeit. Bereits das Cover gibt Aufschluss über dessen wahre Bestimmung: Nur mit Mühe kann die Protagonistin die Maske des gesellschaftlichen Schauspiels aufrechterhalten, während sich im Hintergrund bereits das Tau eines Schiffes zu einem Strick verformt – eindeutig ein Verweis auf Trent Reznors „Further Down The Spiral“. Unter diesem Gesichtspunkt müssen auch die schmerzlich persönlichen Songs auf „Wohlfühlgarantie“ verstanden werden. Kurt Imhof zeigte auf, dass die von Richard Sennett beschriebene ‚Tyrannei der Intimität‘ von einer Enttabuisierung des Todesthemas initiiert wurde. Und tatsächlich ist der Tod auf „Wohlfühlgarantie“ allgegenwärtig. Die Protagonistin ist geplagt von Suizidfantasien („Ich geb mein Leben für dich“), Gedanken an spontane Selbstverbrennung („In mir da brennts“ - „Hab son‘ Feuerberg im Bau“) und verfolgt masochistische Pläne („Wer schleicht sich mit mir beim deutschen Filmpreis rein?“). Doch wer ist dieser ominöse ER, der als Heilsbringer unentwegt thematisiert wird? Die Lösung ist ganz klar: Gott. Doch auch Gott ist tot, und selbstverständlich hat die Protagonistin Satre in ihrer Lektüre nicht ausgespart. Mit Goethe muss man sagen: Die Geister, die sie rief, wird sie jetzt nicht mehr los. Die Lehren von Nihilismus und Existenzialismus haben sich in ihrem Gehirn mit der unerbittlichen Gewalt des 4-To-The-Floor eingehämmert. Aus der Erkenntnis gibt es keinen Ausweg, keine Wahl zwischen roter und blauer Pille in matrixesker Manier, worauf der Song „Wahrheit oder Pflicht“ eindeutig rekurriert. Die Protagonistin versucht zu entfliehen „wie ein Adler", „Reiß dich los!“ hört man sie in „Traumpilot“ rufen, doch der Fall des Ikarus erfolgt sogleich, wenn es in der nächsten Zeile heißt „Wir schießen durch die Sonne“. Tragisch. Tragisch. In der anhaltenden Thematisierung des Geschlechtsverkehrs versteckt sich darüber hinaus die Erkenntnis, in dieser heteronormativen Gesellschaftsform der Postmoderne lediglich in der Reproduktion und Mehrung des Kapitals im marxschen Sinne eine Bedeutung zu haben: „Wie ein Computer sollen wir funktionieren“, konstatiert sie auf „Herz an“. Es sind die Tantalusqualen des Sisyphos. Allein Camus gibt uns Hoffnung: Die Akzeptanz dieser qualvollen und sinnfreien Erfahrung, welche dieses Album als Allegorie auf das existenzialistische Leben eindeutig nachstellt, ist die Akzeptanz des Absurden, bis zur Erlösung durch den Tod: „Auch für dich wird sie einmal zu Ende geh'n , Am Rad der Zeit, da kannst du niemals drehen“ (aus „Sie“ von Beatrice Egli). Eines Tages wird uns das perpetuum mobile des Zeitenrades erlösen, doch solange sind wir gezwungen, unseren Stein immer und immer wieder den Berg hinaufzurollen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen. Mit Wohlfühlgarantie.