Alt-J waren schon immer eine Welt für sich. Das britische Indie-Trio vereinte in seinen Songs eine derartige Vielzahl an musikalischen Elementen, dass es kaum möglich schien, einen treffenden Konsens für seinen Stil zu finden. Die farbenreichen Folk-Pop-Kunstwerke der Band entfachten wie in „Taro“ mal eine unglaublich durchdringende Schönheit, mal einen verqueren Groove wie in „Left Hand Free“, waren dabei aber immer eine komplexe Abhandlung facettenreicher Kreativität. Und nun, da es kaum möglich erschien, überhaupt noch neue Ansätze aus dem schon so ausgeschöpften Ideenpool der Band herausfischen zu können, kommt „Relaxer“ daher. Ein Album, das mit seinem unerwarteten Opener „3WW“ so wahnsinnig unaufgeregt klingt, und trotzdem eine betörende Klangwelt nach der anderen aufbäumt.
Dabei ist schon ebenjener Track mit seiner minimalistischen Gitarren-Einleitung ein kleines Meisterwerk. Alt-J brauchen kein episch-verheißungsvolles Intro, um künstliche Spannung zu erzeugen. Stattdessen repetiert das Trio fast zwei Minuten lang dieselben Töne und entwickelt diese mit verschwindend geringem Aufwand so langsam weiter, dass die Struktur der erklingenden Träumereien schon fast an einen zyklisch bebenden House-Beat erinnert. Gebrochen wird dieses Mantra schließlich von betörendem A-Capella-Gesang, der wenige Sekunden lang aufatmet. Nur einige Augenblicke später verlässt die Band das Schema erneut, dieses Mal mit klanggewaltig aufblitzenden Streichern und großer Theatralik. So entwickeln die Briten ihre Soundwelten progressiv und vorsichtig weiter, ohne zu sehr ihre Grundfesten zu verlassen. Der Zauber des Songs liegt dabei sowohl in seiner Unberechenbarkeit als auch in seiner aufstrebenden Kontinuität – und genau diese parallele Vielschichtigkeit macht die Musik von „Relaxer“ so wahnsinnig beeindruckend.