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Silverstein und „A Beautiful Place To Drown“: Plötzlich soft?

Silverstein melden sich nach fast drei Jahren mit „A Beautiful Place To Drown“ zurück – neben dem besonderen Titel muss auch die auffällige und durchaus ästhetische Covergestaltung zu Beginn erwähnt werden.

Während das Album von außen Ähnlichkeiten mit dem Vorgänger „Dead Reflection“ aufweist, ist es musikalisch nur noch teilweise mit dem bisherigen Mix aus Post-Hardcore, Emo und Poppunk zu vergleichen. So fanden sich früher deutlich mehr geshoutete, aggressivere Parts in der Musik der Kanadier.

Mit „A Beautiful Place To Drown“ werden neue Seiten aufgezeigt. (Pop-)Punkrock und ein kleiner Teil Post-Hardcore wechseln sich plötzlich ab mit poppigen Schnulzen mit wenig tiefgründigen, sehr oberflächlich bleibenden Texten. Paradebeispiele sind hier „All On Me“, „Say Yes“ und „Take What You Give“ – und sie klingen genau so, wie die Titel vermuten lassen. Textlich geht es um die Liebe, den Heiratsantrag oder auch Liebeskummer, im Gesamtkontext recht wenig weltbewegend. Wenn dann das Instrumentarium in „All On Me“ durch ein Saxofon ergänzt wird, wird sich zumindest für den Song wirklich vom klassischen Sound der Band abgewandt. Gleiches passiert beim Einsatz von Klavier, Geige und einer akustischen Gitarre beim Anfang von „September 14th“, hier geht es aber relativ schnell in den gewohnten, aggressiveren Klang zurück.

Der Eindruck, dass der Poppunk von Simple Plan, mit denen Silverstein 2006 auch auf Tour war, immer mehr Einfluss auf den Stil gewinnt, verfestigt sich im Lauf des Albums. Aber dennoch gibt es auch enorm starke Tracks, die sich von diesem Sound abheben, so etwa die schon vorab veröffentlichten Singles. Vor allem „Burn It Down“, „Bad Habits“ und „Infinite“ glänzen mit der Kombination von Shouts, aggressiveren Riffs Richtung Refrain und trotzdem durchdachten Poppunk-Melodien und laden mit Breakdowns zum Moshen ein.

Diese an Poppunk erinnernden Parts sind es aber auch, was die Platte wahrscheinlich sehr erfolgreich machen wird. Sie sind massentauglicher als üblich im Post-Hardcore und die Melodien haben Ohrwurmgarantie.

Wenn also auch der Stil ein bisschen geändert beziehungsweise einfach anderem Publikum geöffnet wurde, das Album hat neben den generischen Mainstream-Poppunk-Schnulzen auch definitiv seine Stärken, vor allem mit den aggressiveren Riffs in knapp über der Hälfte der Songs.

Fazit

7.3
Wertung

Fans der älteren Alben, mich eingeschlossen, können von dieser Platte vermutlich nicht ganz wie früher mitgerissen werden. An einzelnen Tracks sollte aber Gefallen gefunden werden. So ist der Mix aus Pop(-Punk), Post-Hardcore und Indierock auch als Gesamtbild des Albums mal ganz interessant und die Songs bleiben definitiv im Ohr.

Jannika Hoberg