Gleich der Einstieg ist passabel. Der Titeltrack „Pazifik“ macht genau das, was Massendefekt seit Beginn ihrer Karriere tun. Ihr Punk'n'Roll-Sound hatte zuletzt immer mehr an Punk verloren, was der Band zwar auch gut zu Gesicht stand, jedoch nicht ansatzweise so beliebt war. Und genau so beginnt das Album, textlich bekanntes Territorium: eine verlorene Beziehung. Allerdings ist „Pazifik“ eine Ausnahme auf der Platte. Zwar findet man wieder emotionale Songs, diese sind allerdings in jeder Hinsicht besser - gesanglich, musikalisch und inhaltlich. „Wo ich dich finde“ war die erste Singleauskopplung und die Wahl dafür war sehr weise. Das angespielte Tempo bringt Massendefekt genau dahin wo sie sich am wohlsten fühlen: Tanzbarer Punkrock, oder wie die Band es eben treffend nennt: Punk 'n' Roll. Eher merkwürdig, allerdings liegt das Highlight des Tracks am Schluss, als Sebi und Claus den Refrain im Duett regelrecht schreien. Wahnsinniger Gänsehautmoment. Mal sehen, ob das auf Tour genauso klingt.
Politische Texte von Massendefekt? Gibt's nicht. Doch, jetzt schon, und man fragt sich inständig warum. Zum einen ist das „Menschmaschinen“, ein harter Song über den Verfall von Sitte und Moral und die allgemeine Toleranz dessen, das Ganze in der Massendefekt-typischen Art und Weise. Denn die von Sebi ins Break gebrüllten Zeilen, wie „Ihr tötet nicht in meinem Namen!“ gehen richtig unter die Haut. Zum anderen das rhetorische Meisterwerk „Zwischen Löwen und Lämmern“. Ein Anti-Rechts Feuerwerk, das nicht nur die identitären Marschierer für Heimat und Vaterland angreift, sondern auch jene, die das ganze Spektakel mit Gleichgültigkeit relativieren. Dafür finden sie klare Worte: „Egal ist Heimatliebe, egal ist Schwarz, Weiß, Rot; Egal wie man's auch dreht, egal ist 88.“ Textliche Brillianz, gepaart mit Selbstironie und dem Sound von Kraftklub.
Mit „In/die Hölle“ liefern die Mannen ein absolutes Meisterstück ab. Erst die Irritation, wie schon auf der aktuellen der Rogers, dass der Song irgendwie nach Kraftklub klingt, sich das allerdings schnell als gelungener Gag entpuppt. Spätestens wenn Sebi mit Etepetete-Stimme einsetzt, weiß man was Sache ist. Der selbstironische Text handelt davon, dass man seine Ideale doch lieber im Klo runterspülen sollte um mit Indie durchzustarten, alles in Anlehnung an die eigene Bandgeschichte. Inklusive den Wortspielen: „Dafür kriegst du in die Indie Fresse/ Dafür kommst du in die Indie Hölle“.