Es ist immer eine gute Nachricht, wenn ein Album keine eindeutige Schwachstelle aufweist und keine Titel sich wie Lückenfüller anhören, die die Platte noch irgendwie komplettieren müssten. Bei den übrigen neun Songs auf „Zurück ins Licht“ stellt sich dieses Gefühl glücklicherweise bei keinem einzigen Track ein. Im Gegenteil: Der Wunsch auf SKIP zu drücken kommt erst gar nicht auf, jeder Titel hat seinen berechtigten Platz. Nachdem die beiden Singleauskopplungen zusammen mit „Tun Was Ich Will“, ein Song über Freiheit und Rebellion, bereits die ersten drei Tracks abbilden, nehmen Massendefekt ihre Hörerschaft auf eine neun Songs andauernde Punk&Roll-Reise mit, die im Wesentlichen aus Punkrockhymnen und mitsingbaren Melodien besteht.
Massendefekt bedienen sich auf dieser Reise an Themenfeldern, die man von den Vorgängern des Albums bereits gewohnt ist. „Freunde, dachte ich“ oder „Letzte Worte“ behandeln das allseits beliebte Themenfeld von Liebe und Beziehung, „Antikörper“ ruft zur Rebellion auf („Lass uns nochmal unsere Fäuste zum Protest erheben!“), „Spuck in die Luft“ schlägt in eine ähnliche Kerbe ("Du hast doch was zu sagen, also reiß die Schnauze auf!“). Auch die politische Meinung ist mit „Schiffbruch“ noch nicht in Gänze hinausposaunt, denn „Totes Land“ widmet sich den kleinen Dörfern, die sich aufgrund der dort bestehenden politischen Strukturen sowie herrschendem Alltagsrassismus abgehängt fühlen.
Es ist auch auf diesem Album nicht der Stil von Massendefekt, sich auf den Lorbeeren - beziehungsweise dem auf „Pazifik“ bereits so wunderbar gut angekommenen Sound - auszuruhen. Insbesondere „Neelassma“ sowie „Mehr!“ fallen in diesem Kontext besonders auf. „Neelassma“ kümmert sich in humorvoller Art und Weise um die Partybereitschaft im fortgeschrittenen Alter, wenn Kind und Kegel die Stelle des Katers einnehmen und erinnert witzigerweise zu Beginn immens an „Kenning West, Alder“ („Lass mal saufen gehen, lass mal in die Stadt gehen (…) lass mal steil gehen, lass mal richtig abspacken“). Auch die elektronischen Elemente, die zwischendurch die Melodie übernehmen, fallen nicht negativ auf, im Gegenteil. „Mehr!“ erklärt sich im Titel bereits selbst und behandelt das Nichtsattwerden, sowie den Drang nach immer mehr Kohle und Material ohne Rücksicht auf Verluste (oder auf die ertrinkenden Menschen im Mittelmeer). Die Besonderheit hier ist ein Rap-Part, der als gelungenes Experiment angesehen werden darf und im Punk&Roll der Düsseldorfer sogar richtig Spaß macht.