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Reviews

Madsen und "Na gut dann nicht": Beschäftigungstherapie

Madsen kommen ursprünglich schon irgendwie aus der Punkszene, vor allem textlich. Nach einigen „Abrutschern“ der letzten Jahre hin zu Kuschelrock wurde die Quarantäne-Langeweile genutzt und eine rotzfreche Punkplatte fabriziert, wie sie im Buche steht.

Den Proberaum aufzuräumen hat länger gedauert, als dieses Album in seiner Gänze zu schreiben und aufzunehmen – was nämlich laut Sebastian im Podcast von Boss Hoss nur zwei Wochen gebraucht hat. Was wie die Bestätigung eines typischen Klischees über Punk klingt – stumpfe Powerchords und mindestens ebenso stumpfe Texte lassen sich mal eben mit wenig Aufwand produzieren. Und so hört sich auch das Album an – aber halt trotzdem irgendwie gut. Kurze Tracks, eher geshoutete Vocals, manchmal rhythmisch ordentlich daneben gegriffen und Texte über die aktuelle Weltsituation, all das findet sich auf „Na gut dann nicht“. Ein großes Highlight sind die eingesprochenen Szenen, wie zum Ende des titelgebenden Songs, wo sich beschwert wird, dass man mit Punk nicht erfolgreich werden kann, die Top Tracks bei Spotify wären ja schließlich Gangsterrap und das solle dann am besten adaptiert werden. Der Song „Na gut“ ist eine direkte Parodie auf den Song „Na gut, dann nicht“, in welchem die gleiche Stimme vor der im Hintergrund laufenden titelgebenden Single über die Grammatik des Wortes „Punk“ philosophiert.

Textlich wird z.B. über „alte, weiße Männer“ abgelästert, besonders interessant ist hier, dass Madsen die junge Punkband „Die Streber“ engagiert haben, um eine Fakeband – „Junge Scheiße Punx“ als Interpreten der Single darzustellen. Zum einen sollte ausprobiert werden, inwiefern das Album bzw. vor allem der Track „A.W.M“ auch ohne den Stempel Madsen funktionieren würde, zum anderen würde besagter Track auch einfach glaubhafter rüberkommen und besser wirken, wenn ihn eben nicht „alte, weiße Männer“ um die 40 performen. Auf die Fakeband und deren professionell hingerotzte Internetauftritte sind sogar einige Musikpromoter und Magazine reingefallen - genau das, was Madsen erreichen wollte.

Darüber hinaus wird davon gesungen, dass Punk einen „Herzstillstand“ erleidet und Protest ist „cool, aber anstrengend“, es sei ja viel praktischer, wenn jemand anderes vor geht, dann kann man sich ja immer noch anschließen. Besonders im Text des letztgenannten Songs wird dazu sehr viel der aktuellen politischen Situation aufgearbeitet und angeprangert. Dieses Motiv zieht sich durch das ganze Album – was sich schon durch die vorab erschienene Single „Quarantäne für immer“ angekündigt hat und zu Punk ja auch irgendwie dazugehört.

Musikalisch ist alles dabei, von feinstem Punkrock bis hin zu rotzigen Klängen, die man sonst hauptsächlich von unbekannteren, eher schlecht abgemischten Newcomer-Bands kennt, was den Stil aber auch ausmacht. Übrigens sind auch die Musikvideos extrem sehenswert – besonders die qualitativ hochwertige Verwendung von Greenscreen!

Fazit

7.8
Wertung

Auch wenn das Album aus Langeweile und eher ungeplant entstanden ist, ist es irgendwie einfach gut. Rotziger Punk, stumpfe Texte und wichtige Botschaften, das ist, was ein Punkalbum 2020 ausmachen sollte.

Jannika Hoberg