Auf ihren ersten beiden Platten nutzte Lingua Ignota ihre klassische Musikausbildung zur Opernsängerin noch dazu, die Grenzen zwischen Gewalt und Grazie, zwischen Anmut und Unansehnlichkeit durcheinanderzuwerfen und neu auszutarieren. Die klassischen Melodien wurden immer wieder durchsetzt von Schmerzensschreien, das orchestrale Klangbett rutschte stetig ins noisige ab. Auf ihrem dritten Album schraubt Hayter die musikalische Roughness zwar deutlich herunter, dreht dafür aber die emotionale Intensität so weit nach oben, dass “Sinner Get Ready” den Vorgängern in Sachen blanker Auskehr von Schmerz in nichts nachsteht. Die grandiose Produktion und vor allem Hayters makellose Gesangsperformance sorgen zuverlässig für eine unbehagliche Mischung aus Gänsehaut, Klaustrophobie und Kloß im Hals.