AdW: Apropos Kreativität. Was hältst du von Remixes oder Photoshops deiner Arbeiten? Also wenn Menschen deine Werke nehmen und in einen völlig anderen Kontext bringen oder für einen anderen Zweck nutzen, ob nun finanziell schädigend oder nicht?
Rob: Ich bin ein großer Fan der Remix-Kultur. - also der Idee, etwas zu nehmen und völlig neues daraus zu schaffen und das in allen Formen. Ich hab meine Arbeiten auch immer unter Creative Commons zugänglich gemacht. Über mein Patreon habe ich hunderte Fotos für Leute zur Verfügung gestellt und die können sie nutzen wie sie wollen. Ich mag die Idee, auf die Arbeit anderer aufzubauen und andere Menschen eben auch auf meine Arbeit aufbauen zu lassen. Ich glaube, das ist etwas, was manchen Künstler/innen verständlicherweise Angst macht, aber ich habe da nie Nachteile drin gesehen, dem ganzen ein wenig offener gegenüber zu stehen.
AdW: Ah okay. Ich habe gefragt, weil ich großer Vaporwave-Fan bin und die Szene ja letztlich größtenteils Remix- und Photoshopkultur ist. Ich glaube, ich habe vor einiger Zeit auch mal eines deiner Glitchart-Bilder in einem Albumcover entdeckt. Ich weiß es nicht hundertprozentig, aber da kam in mir eben die Frage auf, wie du das wohl finden könntest. Ich weiß es von der Musikseite her, dass es da selten die Erlaubnis gibt, Remixe zu machen.
Rob: Ja, ich sehe da für mich den Unterschied, ob man etwas aus Spaß macht oder ob es nun kommerziell genutzt wird. Ich lasse Menschen auch nicht einfach meine Sachen nehmen und als Cover für ein Album nutzen, das sie dann verkaufen. Das ist vermutlich eine Grenze, die viele Künstler/innen ziehen, selbst die, die da eigentlich echt offen sind. Aber als Spaß oder als Hobby… also es gibt ein paar Sachen, die ich Leute für alles mögliche nutzen lasse, aber es ist kompliziert, wenn man offen dafür sein möchte aber auch nicht will, dass jemand einfach deine Sachen nimmt und dann verkauft.
AdW: Das verstehe ich. Das Bild war überlagert von unzähligen PNG-Dateien und es wurde verschenkt, es hat damit keiner Geld verdient. Das ist ja diese Vaporwave-Kultur. Man nimmt etwas und nutzt es einfach in völlig anderem Kontext mit ein paar verlangsamten Songs. Das tut finanziell keinem weh, aber es bleibt am Ende ja dennoch Diebstahl auf künstlerischer Ebene. Bisher stört es keinen, weil das Genre so klein und unbedeutend ist.
Rob: Ich versuche einfach, mich nicht über sowas aufzuregen.
AdW: Okay, zu Entspannterem. Es ist bei meinen Interviews irgendwie Tradition geworden, dass ich das frage. Es interessiert mich einfach und ich glaube, da bin ich bei dir an der richtigen Adresse. Was ist dein Lieblingsvideospiel oder das, was dich am meisten geprägt hat?
Rob: Oh Mann, das ist eine schwere Frage. Ich weiß nicht, wie ich da eins wählen soll.
AdW: Du kannst auch ruhig mehrere nennen.
Rob: (lacht) Ich glaube die Spiele, die einem einfallen, wenn es um Prägung geht, hängen von der ersten Konsole ab. Für mich war es das Nintendo Entertainment System. Es gab da so ein paar Spiele, die ich als Kind bekommen habe. „Zelda“ war eines davon und „Metroid“. Die sind bei mir hängengeblieben. „Zelda“, weil ich davor nie etwas erlebt habe, wo man einfach erkunden kann und man nicht geführt wird. Du musst alles selbst rausfinden. Es hat sich riesig angefühlt. Für damals, also 1986, war es ein riesiges Spiel und ich war sechs Jahre alt und es fühlte sich so an, als ob die Möglichkeiten unendlich wären. Es wirkt heutzutage total primitiv, aber wenn man die Welt mit sechs Jahren in den 80ern gesehen hat, fühlte es so an, wie „Breath Of The Wild“ sich heute anfühlt. Also einfach dieses „Wow, schau dir die Möglichkeiten an!“ und das hat auch mein Vorstellungsvermögen angeregt. „Metroid“ war genauso. Vor allem das Sound-Design und die unheimliche Atmosphären. Ich hatte davor nie das Gefühl, einen Sci-Fi-Film zu spielen und es war so primitiv, aber auch so effektiv.
AdW: Ich weiß, was du meinst. Mein erstes Zelda-Spiel war auf dem N64. „Ocarina of Time“. Nach „Breath Of The Wild“ habe ich es noch einmal spielen wollen, um die Magie noch einmal zu fühlen, aber das ging nicht mehr. Ich hab über die Jahre eben bessere Grafik und besseres Spieldesign gesehen, aber es ist dennoch eines meiner Lieblingsspiele, obwohl ich es nie durchgespielt habe. Ich hatte zu viel Angst im Waldtempel. Mein Vater hat es dann durchgespielt. War okay für mich. Hast du Pläne, ins Videospiel-Business einzusteigen?
Rob: Auf jeden Fall. Videospiele sind auf der Liste für kommende Projekte. Ich habe auch schon ein paar Ideen für kleine Spiele, für die ich dann kleine Indie-Teams finden will, um daran zu arbeiten. Ich mag die kleinen, aber feinen old-school-mäßigen Spiele, die jetzt gerade echt florieren. Ich habe ein paar Ideen dafür und irgendwann werde ich dann versuchen, die besten Menschen zu finden, um es umzusetzen. Videospiele sind definitiv auf meiner Liste.
AdW: Das passt ja auch sehr gut. Eine letzte Frage habe ich noch: Normalerweise mache ich ja immer ein Foto mit meinem Interviewpartner, aber das ist ja aktuell schwierig. Wäre es okay, wenn ich ein Foto von dir nehme und mich da dämlich reinphotoshoppe?
Rob: (lacht) Ja klar.
AdW: Dann danke ich dir nochmal für deine Zeit.
Rob: Danke für das Gespräch.
AdW: Vielleicht sprechen wir uns ja in ein paar Jahren nochmal und ich kann dich dann über deine Videospiele fragen.
Rob: Ja absolut!
AdW: Okay, hab noch einen schönen Tag.
Rob: Danke, tschüß und pass auf dich auf.
AdW: Du auch.