In einem Interview, das Max Rieger im Zuge seines letzten All-Diese-Gewalt-Albums „Andere“ mal mit dem Diffus-Magazin geführt hat, sagte er sinngemäß, die Spannung eines musikalischen Projekts liege oft gerade darin, dass unter dem selben Namen ganz unterschiedliche Dinge erscheinen, dass in der Entwicklung und nicht in der Neuformierung die Aufregung von Kunst liege. Rieger spielte damit in die Karten seiner damals aktuellen Platte, die mit dem Vorgänger „Welt in Klammern“ stark gebrochen hatte. Stellenweise wurde der Künstler richtig cineastisch, anstatt wie vorher auf Sublimität und Unterschwelligkeit zu setzen, seine Songs bekamen teilweise deutlich klassischere Strukturen und lebten noch mehr durch ihre untereinander stark kontrastierenden Texturen. All Diese Gewalt, so könnte man sagen, sprach zu diesem Zeitpunkt klarer, konturierter und lauter denn je.
Ziemlich genau drei Jahre später steht mit „Alles ist nur Übergang“ wieder ein Nachfolger bereit und Rieger lotet sich dieses Mal nicht in erster Linie mit Grenzbruch, sondern mit Erfahrungen aus. Vielerorts klingt seine neue Platte nämlich nach einer Mitte der beiden Vorläufer. Rieger arbeitet insgesamt wieder mit deutlich weniger Explosionspotential, lediglich „AB AB AB“ schlägt zeitweise sehr scharf in den Gehörgang. Ansonsten bedient sich Rieger dem Subtilen und Unaufgeregtem, ohne dabei die geradezu geisterhafte Atmosphäre eines „Maria in Blau“ wieder aufleben zu lassen.