Forkupines und "Islands": Energiegeladen und emotional

Die Braunschweiger Alternative-Rockband Forkupines verbindet in ihrem zweiten Album energiegeladene Songs gleichermaßen mit Emotionalität, ausgedrückt über tiefgründige Texte und ausgeklügelte Melodik.

Für ein zweites Album einer Newcomer-Band fällt beim Anspielen als erstes auf, wie unglaublich hochwertig produziert diese Platte klingt. Klarer Sound, professionell (vom ehemaligen Defeater-Sänger Jay Maas, auch der Mischer von beispielsweise Counterparts) gemischt und einfach ein rundes Ding. Oberflächlich betrachtet also schon mal eine Glanzleistung – und dann kommt die Musik selbst. Klanglich bewegen sich Forkupines irgendwo zwischen Alternative-, Indierock und Metalcore. Die Songs können alle für sich stehen und klingen dementsprechend einzigartig. Ein Muster lässt sich schon erkennen, aber das tut dem Album gut und lässt das Ganze wie Eins wirken, ohne dass die Songs zu einem langweiligen Einheitsbrei verschmelzen und nichts wirklich heraussticht oder in Erinnerung bleibt. Und in Erinnerung bleiben die Songs auf jeden Fall. Ohrwurmgarantie gibt es bei einzelnen Tracks, besonders bei der vorab erschienenen Single „Lie To My Face“.

Jeder einzelne Song ist auch textlich einfach stark. Das Konzept des Albums behandelt viele Mental-Health-Themen, so steht beispielsweise der Titel „Islands“ laut Pressetext für die Abschottung und das Alleinsein. Die Texte behandeln Themen wie (Zukunfts-)Angst, Depressionen oder Einsamkeit - das Veröffentlichungsjahr hätte nicht besser gewählt sein können, wo doch die Zahl der Menschen, die mit sowas zu kämpfen haben, besonders aktuell stetig ansteigt. Zeile wie „Lie to my face so I know where I’m at“ oder „It’s hard to see you moving on with your life while I’m still here, wasting mine“ sind verdammt stark und funktionieren besonders im musikalischen Kontext einfach. Sie treffen genau da, wo sie weh tun und das Reinversetzen in die angesprochenen Situationen fällt leichter, vielleicht zu leicht, um danach noch gute Laune zu haben. Die Instrumentals sind so ausgeklügelt, dass Forkupines sich sogar getraut haben, mit „16_20“ einen reinen Instrumentalsong einzubauen, auch wenn der etwas kürzer ausfällt als die restlichen Titel. Aber auch die Stimme von Sänger Simon Skott harmoniert wirklich gut mit den Melodien, teilweise entsteht fast choraler Klang, mal wird geshoutet, Vielfältigkeit wird jedenfalls beherrscht. Generell wird über das gesamte Album hinweg eine besondere Stimmung erzeugt, klanglich und textlich.

Fazit

8
Wertung

Forkupines haben ein Album geschaffen, das mit tiefgründigen Texten mitten ins Herz trifft, im Ohr bleibt und ausgeklügelte Melodien bietet. Es ist eine merkwürdige Mischung aus Spaß beim Anhören, weil die Musik einfach gut ist, und dem Gefühl, in der Traurigkeit versinken zu wollen, von der in den Texten die Rede ist und die auch die Melodik rüberbringt. Da kommt noch Großes auf die Jungs zu.

Jannika Hoberg