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In Extremo - Quid Pro Quo

Zugegeben, meine Erwartungshaltung des neuen Werkes von In Extremo „Quid pro quo“ war nicht besonders hoch. Doch schon beim ersten Ton hatte man das Gefühl: Da kommt was großes auf uns zu.

Zugegeben, meine Erwartungshaltung des neuen Werkes von In Extremo „Quid pro quo“ war nicht besonders hoch. Doch schon beim ersten Ton hatte man das Gefühl: Da kommt was großes auf uns zu.

Nach einer kurzen Einleitung seitens Micha begleitet von Dudelsäcken, setzen auch schon E-Gitarren und Schlagzeug in dem Opener „Störtebeker“ ein. Ich fange an, mich rhythmisch zu bewegen und bekomme Bock auf das, was da kommt. “Störtebeker” beginnt „Quid pro quo“ als das Lied, welches sich den Weg vom Ohr in den Kopf frisst und dank des Refrains „Wir plündern nicht, wir rauben, wir beten nicht, wir glauben […]“ als Ohrwurm dort hängen bleibt. Schon beim zweiten Refrain will ich das Lied aus voller Inbrust mitsingen.

Nach einem kurzen Zwischenspiel, bei dem man sich beim rhytmischen Klatschen erwischt, endet der Opener mit einem fulminaten Finale. Vor dem geistigen Auge sehe ich schon die für In Extremo bekannte Pyro die ganze Bühne abfackelen. Durch “Störtebeker” erhält man schon einen guten ersten Eindruck, wie der Neuling ist: schnelle Melodien, harte Gitarren, preschendes Schlagzeug, gespickt mit Dudelsäcken und anderen traditionellen Instrumenten. Doch nicht nur Störtebeker lädt zum Tanzen und Mitgrölen ein, auch das Titellied „ Quid pro Quo“, welches experimentell beginnt und In Extremo wieder mal in das politische Lager verschlägt und „Glück auf Erden“ - ein Hoffnungs- und Mutmacher, können da gut mithalten. Natürlich dürfen auch traditionell arrangierte Lieder nicht fehlen. Mit „Pikse Palve“ wird der Hörer auf einen Mittelaltermarkt entführt. In den ersten knapp zweieinhalb Minuten steigert sich das Stück immer mehr, bis es dann nach einem kurzen Einsetzen von E-Gitarren und Schlagzeug in alter „Villemann Og Magnhild“- Manier förmlich explodiert.

Das darauf folgende Stück „Lieb' Vaterland magst ruhig sein“ wird den Hörer aber schnell aus der Euphorie abbremsen. Ein eher ruhigeres Lied mit ernstem zeitlosen Text, welcher aber leider aktueller denn je ist. Vielleicht kennt der ein oder andere ja das „Original“ von 1840. Ein patriotisches, nationalistisches Stück, in dem die Verteidigung der linken Rheinseite gegenüber den Franzosen besungen wird. In Extremo nehmen die ursprüngliche Melodie, aber verfassen es mit eigenem Text. Hier findet man keinesfalls ein Lobgesang auf Vaterland und Kriege. Im Gegenteil. Das Lied thematisiert das Rekrutieren von jungen Männern, die eine Heimat verteidigen sollen, bzw. Länder erobern, ihre eigene aber noch nicht einmal kennen. Dabei lassen sie Liebe und Familie zurück und finden wahrscheinlich nur eins: den Tod.

„Nun zieh´ ich in ein fremdes Land, Hab´ das Eigene kaum gekannt. Die Heimat schwindet Stück für Stück, Die Brüder kehrten nie zurück.“ Weiterhin das blinde töten, welches einem fremd ist, besungen. „Wir stürmen vor, die Herzen brennen, Töten das, was wir nicht kennen.“

Stilistisch wird das Lied noch in seiner bedrückenden und nachdenklichen Form verstärkt, indem ein Kind den letzten Refrain singt. Gänsehaut.

Die Platte ist jedoch noch vielseitiger. Mit „Moonshiner“ wird man zum träumen und schunkeln gebracht. Apropos Schunkeln. Das vorab erschiene „Sternhagelvoll“ ist eine Saufhymne der Extraklasse. Feiern, Trinken, Wanken und das mit tanzbarer Musik. Für den Youtube-User sogar in 360°.

Wenn man „Quid pro Quo“ so betrachtet, könnte man meinen, In Extremo haben alle ihre Alben in einen Topf geworfen und gekocht. Danach das „Schlechte“ abgefiltert und mit einer Extrawürze In Ex abgerundet. So erschaffen die 7 ein perfekten Mix aus Altem und Neuen, was zu einem ganz neuen Ganzen wird. In Extremo sind älter geworden, aber zeigen, dass sie keineswegs an Power verloren haben. Im Gegenteil. Sie haben sich neu erfunden. Was auf dem Album fehlt, ist das Besingen auf „In Extremo“. Könnte man meinen. Aber im Endeffekt ist das ganze Album ein Lobeswerk auf die glorreichen 7. Mit hochgestrecktem Mittelfinger zeigen In Ex, sie sind immer noch da und haben nichts verlernt. Sie machen, was sie wollen, wie sie es machen, ohne Kompromisse. Sie haben sich die Kritik der Fans von Kunstraub zu Herzen genommen und sich wieder auf ihre „alten Werte“ berufen. Die Dudelsäcke wieder raus geholt und dennoch, das ganze mit der neuen Härte perfekt verschmolzen. Traditionelle Lieder, wie das aus dem Walisischen stammende „Dacw 'Nghariad“ sind neben den neuen eigenen gut aufgehoben. Weiterhin besonders ist, das man auf „Quid Pro Quo“ gleich zwei großartige Features findet. Ein Hansi Kürsch (Blind Guardian), zum Beispiel, der Russland besingt. Und das Ganze auf Deutsch. Oder, das etwas ungewöhnlich wirkende „Flaschenteufel“, bei dem niemand geringeres als Markus von Heaven Shall Burn sich die Ehre geben. Die Käufer der Deluxe Version bekommen zusätzlich zu den 11 regulären Tracks noch 3 zusätzliche. Das schnelle „Wenn das Licht angeht“, eine akustische Version des Titelliedes „Quid pro Quo“ und das “Palästinalied 2”. Bei letzterem zeigt sich wieder mal, dass In Extremo mit Specki einen sehr guten Fang gemacht haben.

Besonders ans Herz zu legen ist die Fanbox. Neben Postkarten und einer 7'' Picture-Viny findet man als Bonus-CD einen Mitschnitt über das Schifffahrtskonzert beim Jubiläumsfestival.

„Quid Pro Quo“ ist allen alten und neuen Fans wärmstens zu empfehlen. Es werden alle auf ihre Kosten kommen und die Erwartungen an ein In Extremo – Album vollstens erfüllt. Liebe 7, entschuldigt, dass ich an euch gezweifelt habe. Die Platte läuft rauf und runter und ich freue mich nach der Clubtour auf die nächste Tour, diesmal mit Pyro!