Mit dem absolut genialen Closer “Slurpy Slurpy Sleep Sleep” finden sich sogar Reminiszenzen an “Infinity Land”, das wohl mit Abstand sperrigste und gleichzeitig mindestens genauso liebenswürdige aller Biffy-Alben. Mit seiner glitchy Soundästhetik und den komplett unvorhersehbaren Wendungen schaffen die drei Herren aus Ayrshire hier ganz großes Kunststück. Man weiß (vor allem) als Fan dieser Band mittlerweile, wie Biffy Clyro Songs schreiben: Produktion fürs Stadion, Riffs fürs Pit und Texte für rituelle Beschwörungspraktiken. Und trotzdem schafft es “TMOTEA” mit jedem Song wieder, die Erwartungen auszutricksen und doch wieder überraschend und frisch zu sein.
Textlich merkt man vielleicht die stärksten Kontraste zu “ACOE”. Wurde das noch Ende 2019 quasi fertiggestellt, triefen aus jeder Zeile auf “TMOTEA” die Unsicherheit und der Pessimismus, den die vergangenen 19 Monate auf der Welt hinterlassen haben. Düstere Resignation auf “Witch’s Cup”, verzweifeltes Warten auf Besserung auf “Holy Water”, Wut und Erschütterung auf “Denier”. Aber es bleibt auch Platz für hoffnungsvolle Emotionen. Die aufbauenden Lyrics zu “Unknown Male 01” sind so ein Beispiel, und auch der triumphale, wenn auch maximal kryptische Song “Hara Urara” erwecken den Eindruck, nicht alles sei verloren.