Und die Antilopen? – Veranstalten ein Symposium, in dem Geisteswissenschaftler mit Vorträgen wie „Der Ruf ist ruiniert. Zur Kritik der Antilopen Gang“ das neue Werk der Rapper analysieren und die Feuilleton-Kritik gleich mitliefern. Kritik an Songs wie „Das Zentrum des Bösen“, in dem das Dorf zum Quell allen Übels erklärt wird („In jedem Dorf gibt es mehr Nazis als Einwohner“ – Panik Panzer). Kritik an ihren einfachen Feindbildern, ihrer linken Haltung, ihrer fehlenden linken Haltung, ihren Pop-Allüren. Ergo, sinngemäß nach Dr. Seeliger: „Die politische Pose der Gruppe ist eigentlich eine ästhetische. Die Antilopen Gang steht wie alle vor dem Problem, etwas zu finden, worüber sie rappen kann. Dabei geht sie eine Bedarfsgemeinschaft mit der radikalen Linken ein, deren Problem wiederum ist, dass sich außer dem Verfassungsschutz niemand für sie interessiert.“ Währenddessen stehen die Antilopen im Publikum und lachen sich kaputt.
Es ist schon beeindruckend, wozu die drei Düsseldorfer mit einigen Haus-Maus-Reimen und rumpligen Beats so in der Lage sind. Ihre große Stärke ist dabei die gleichzeitige Fremd- und Selbstverarsche, mit Zeilen wie „Wenn ihr nicht so dumm wärt, wär' ‚Pizza‘ kein Hit“ oder Rundumschlägen wie „Smauldo“, bei denen sehr viel Wert darauf gelegt wird, möglichst vielen Leuten gleichzeitig auf die Füße zu treten. Allgemein ist das Unangenehme das Metier der Antilopen, nicht zuletzt für sie selbst, die in „Bang Bang“ von ihrem mehr oder weniger desaströsen ersten Mal erzählen. Abgesehen davon finden sich auf „Abbruch Abbruch“ überraschend melodiöse Songs, wie der düstere Geburtstagsblues „Keine Party“ („Ruft mich nicht an / Schreibt mir keine Karte / Überweist mir nur mein Geld“ – Danger Dan) und die autobiographischen Tracks „2013“ und „Abraxas“, die sich mit der Bandgeschichte und dem Suizid des ehemaligen Bandmitglieds NMZS auseinandersetzen. Die Einbettung in den Gesamtkontext des Albums geschieht dabei durchweg reibungsfrei. So können am Ende auch einige Füller nicht darüber hinwegtäuschen: Der Antilopengang ist mit ihrem neuen Album erneut ein Coup geglückt. Ein Coup, bei dem wohl mehr als einmal verzweifelt „Abbruch! Abbruch!“ von der Seitenlinie hereingerufen wurde.