„Alle Fragen“ gibt Mays Stimme wieder jede Menge Raum und wird durch einen unglaublich geschmeidigen Bass und Lyrics, die mitten ins Schwarze treffen, komplementiert. Generell bedienen AnnenMayKantereit unheimlich viele Stimmungen auf ihrem Album. Mit „Jenny Jenny“ liefern sie einen eher schwachen, dafür humoristisch-leichten Song, „Marie“ klingt ganz nach dem altbewährten AMK-Erfolgsrezept und mit „Nur wegen dir“ produzieren sie einen strahlenden Liebes-Song, dessen Kopfstimme einen beinahe automatisch in andere Sphären trägt.
Klingt alles in allem ziemlich gut, aber dennoch bleibt das Hörerlebnis ein stückweit unbefriedigend. AnnenMayKantereit spielen mit ihrem eigenen Sound, entwickeln sich deutlich weiter, sind experimentell, wagen kurze Ausflüge in verschiedene Genres und verarbeiten pointiert sogar elektronische Klänge. Dadurch wirkt das Gesamtkunstwerk jedoch überladen und wenig konzeptuell. Vielleicht ist dieses Ausloten der eigenen Grenzen in jede denkbare Richtung nötig, um den eigenen Sound neu zu finden und auszubauen. Doch auch angesichts der langen Spieldauer von „Schlagschatten“ hätte diese musikalische Odyssee vielleicht besser auf akzentuierten EPs stattgefunden. Sicher ist schon jetzt, dass das dritte Album wohl richtungsweisend sein wird.