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Sondaschule auf „Schere, Stein, Papier“ zwischen Geistesblitzen und Irrelevanz

Nach nunmehr 18 Jahren Bandgeschichte und einigen Mitgliederwechseln betritt die Sondaschule nun das Jahr 2017 mit einem neuen Album namens „Schere, Stein, Papier“. Es ist immer schwer, nach einer so langen Zeit und so vielen Veröffentlichungen neue Wege zu beschreiten und sich musikalisch weiterzuentwickeln. Wie schwer ist es aber Sondaschule gefallen?
Sondaschule Schere Stein Papier Cover

Live sind die Herren aus Oberhausen und Mühlheim sicherlich immer noch eine der besten Bands. Auf alle Fälle machen sie Stimmung! Das Besondere war bislang immer diese Feierstimmung. Diese bleibt auf „Schere, Stein, Papier“ aber größtenteils aus. Die Texte sind kritischer und offener als noch auf den Vorgängern. Die Stimmung beim Anhören wirkt sehr gedrückt. Man merkt deutlich, dass die Band nach den letzten zwei Jahren andere Dinge zu sagen hat und diese nun auch offen sagen will. Ein wunderbarer Track, der zumindest an diese Feierstimmung herankommt, gleichzeitig aber auch die Politik stark kritisiert, ist „Waffenschein bei Aldi“. Ein Song, den man von der Band in dieser Richtung bisher noch nicht allzu oft kannte.

Was man allerdings kennt, sind Lieder über Freundschaft, Liebe und Leben. „Komm mit mir“ oder ähnliches ist die wahrscheinlich am meisten benutzte Wortgruppe in den Songs der Sondaschule. Auch auf SSP fällt dies wieder extrem auf. Textlich gibt es eine nicht sonderlich große Spannbreite, welche auf dem Album angegriffen wird, obwohl die Vorlage dazu eigentlich besteht. „Du und ich“, „Mein Herz“ oder „Mond“ sind drei Beispiele, die das wiedergeben. Wiederum sind auch musikalisch in einigen Teilen des Albums keine unglaublichen, noch nie dagewesenen Kreationen zu erkennen. Man hört dem Album zwischendurch nicht zu, bleibt aber dennoch drin. Die Rhythmen packen einen trotzdem. Sondaschule wissen, was funktioniert, und das setzten sie hierbei auch wieder um.

Dennoch findet man eben auch diese einzelnen Geistesblitze auf der Platte, die es sogar wirklich lohnenswert machen, das Album durchzuhören. Mit dem Text bei „Arschlochmensch“, der schönen Punkrockballade „Schere, Stein, Papier“ oder eben auch der energiegeladenen Skaparty bei „Palermo“ hat man doch Songs, die einen wirklich packen können. Leider hat sich bei dem Rest eine gewisse Durchschnittlichkeit hineingeschlichen. Eine positive Sache am Album ist aber trotzdem noch anzumerken: Es fällt kaum bis gar nicht ein elektronisch und am Computer hergestelltes Element innerhalb der Musik auf.

Das Album hat musikalisch leider nicht die durchgehende Stabilität, wie sie noch vor einigen Jahren bei der Sondaschule stattfand. Dennoch wirken viele Lieder so, als seien sie der Band unglaublich wichtig. Dieses Album so wie es ist zu veröffentlichen schien das Ziel. Die Platte passt sich nicht der heutigen Musik, sondern vielmehr der heutigen Weltsituation an. Es geht viel um die Freundschaft. Ein sehr wichtiges Thema, welches nicht nur für die Band wichtig sein sollte. Es ist schon gar bewundernswert, wie oft es doch noch solche Lieder über dieses Thema geben kann, nachdem es schon öfter vorkam. Insgesamt ist „Schere, Stein, Papier“ ein Album, welches angenehm anzuhören ist. Wie viel man sich aus den Songs jedoch mitnimmt, muss am Ende jeder selbst entscheiden.

Fazit

6.9
Wertung

Ich persönlich höre das Album gerne, wenn ich abschalten will. Wenn es mir wichtig ist, dass Musik mich bewegt, würde ich jedoch nicht „Schere, Stein, Papier“ anmachen. Es gibt für mich wenige Songs, die auf dem Album wirklich packend sind. Mein Geheimtipp sei noch „Amsterdam“ - nur mal so am Rande. 

Ole Lange
6.9
Wertung

Sondaschule kommen diesmal nicht richtig aus dem Quark. Stattdessen liefern sie ein schweres Album, das echte Höhepunkte vermissen lässt. Nur wenige Songs („Waffenschein bei Aldi“, „Schere, Stein Papier“, „Mond“) schaffen es, durch Varianz im Aufbau aufzufallen. Der Rest ist zwar gut hörbar, verpufft aber zu oft in ungenutztem Potenzial.

Miriam Rhein