Kolumne

Mein Lieblingssong zum Thema "Zug Fahren"

Einmal monatlich stellen wir unsere Lieblingssongs zu einem bestimmten Thema zusammen. Das heutige Motto lautet: "Zug fahren".
Lieblingssongs Zug

Nachdem sich unsere Erstausgabe dieses Formats mit der alljährlichen Feierei/Völlerei der Weihnachtsfeiertage befasst hat, soll es nun um das (in der allgemeinen Wahrnehmung) meistverspätete Verkehrsmittel überhaupt gehen: die Eisenbahn. Immer wieder wird mit dem freiwerdenden Zeitfenster geworben, welches wahlweise für ein Nickerchen, gute Lektüre oder eben den Konsum von Musik genutzt werden kann - selbstverständlich unter der Prämisse, dass man sich nicht mit verspäteten Verbindungen herumärgern oder oberflächlichem Smalltalk mit dem Sitznachbarn führen muss. Um für die anstehende Fernreise einen unterhaltsamen Mehrwert zu bieten, folgen brandheiße Tipps der Redaktion.

 

Mein Favorit weist einen eher indirekten Bezug zum Bahnfahren auf. „Hands Held High“ von Linkin Park lief per Zufallswiedergabe auf einer verregneten Bahnfahrt von Bielefeld nach Stuttgart. Nach einem Krankenhausbesuch bei meinem zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankten Großvater war die Melancholie dieses Stücks der goldrichtige Soundtrack. Der Soundtrack für einen Nachmittag, welcher mit Sicherheit Vieles, aber ganz bestimmt nicht einfach war. Mike Shinoda vermittelt den ohnehin lesenswerten Text mit fühlbarer Leidenschaft; das Ergebnis ist eine Dramaturgie, die all jene Lügen straft, welche behaupten, Sprechgesang könne keinen Emotionen transportieren. Die ungefähr 6-stündige Reise wurde dadurch enorm aufgewertet und mein Zug traf wider Erwarten pünktlich in der baden-württembergischen Landeshauptstadt ein. Irgendetwas Gutes hält schließlich jeder noch so trostlose Tag bereit.

Weitere Anspieltipps: "D-Zug" (Eisbrecher), "Don´t You Say" (Fritz Kalkbrenner)

 

Mein liebster Song zum Bahnfahren – wie soll ich mich da nur entscheiden? Eigentlich bin ich aufgrund meiner stets knapp befüllten Geldbörse ja treuer Flixbus-Jünger, aber vielleicht zählt der ja auch. Und wie soll man das Reisen als solches auf eine Stimmung herunterbrechen? Es macht wohl einen Unterschied, ob ich in den Sommerurlaub oder auf eine Beerdigung fahre. Dennoch – unterwegs sein bedeutet für mich vor allem, Zeit für mich zu haben und entspannt über alles Mögliche nachdenken zu können. Der perfekte Soundtrack dazu sind die weitläufigen und melancholischen Klanggewalten der mittlerweile leider aufgelösten Drawing Circles. Ihre Songs versetzen mich stets in ein intensives Delirium, in dem ich mich voll auf mich selbst konzentrieren kann. Meine liebste Variante dieses Erlebnisses trägt den Titel „Sinister Shores“, weil diesem Song der eindrucksvolle Spagat zwischen subtiler Hymne und Kontrollverlust am besten gelingt.

Weitere Anspieltipps: „Småland“ (Giant Rooks), „Radio Songs" (Trade Wind)

 

Nach den Feiertagen und dem Trubel plötzlich wieder alleine im Zug sitzen. Egal ob man wieder nach Hause fährt, oder wieder zur Arbeit muss. Auch ein Stückweit zurück in die Realität. Den perfekten Soundtrack dafür bieten für mich Dritte Wahl auf ihrem Album „Geblitzdingst“. Und auch wenn sich „Immer auf der Reise“ vom Titel her anbietet, macht die Schwere in „Zu wahr um schön zu sein“ dieses Lied zum perfekten Sitz-im-Zug–und-schau-nachdenklich-aus-dem-Fenster-Lied.

Weitere Anspieltipps: „Come Find Me – Wish You Were Here“ (Jesse Barnett), „Via Munich“ (Tony Sly)

 

Ich fahre recht häufig Zug aufgrund beruflicher oder privater Aktivitäten, allein in 2018 waren es Brutto 90 Stunden in den diversen Waggons der Deutschen Bahn und anderer Unternehmen. Wenn ich die Fahrten allein antrete, nutze ich die Zeit in der Regel produktiv für meine Projekte oder zum Entspannen. Für letzteres höre ich gerne die diversen Podcasts, um einen Pile of Shame abzuarbeiten. Kleiner Anspieltipp hier schon einmal: „Die Relaxte Kluftpuppe“ - der Podcast der Donots! Wenn es keine Podcasts sind, dann laufen in der Regel Alben über die Kopfhörer, die in naher Zukunft erscheinen, um mich auf den aktuellen Stand der Releases zu halten. Es gibt allerdings auch Platten, die regelmäßig je nach Situation für Beschallung sorgen. In meinen Konzentrationsphasen versuche ich, so gut es geht alles um mich herum auszublenden. Wenn also, wie während ich diese Zeilen schreibe, eine Mutti ihr brüllendes Kleinkind wie eine Sirene durch den Gang des Waggons hin und her trägt und mir dabei den Dopplereffekt praktisch vorführt und ich eine Beschallung benötige, dann lege ich „Married To The Noise“ von Stick To Your Guns auf die Ohren.

Weitere Anspieltipps: „The State Of Hate“ (The Prosecution), „Light It Up“ (Hot Water Music), „Schein/Matt“ (Bluthirnschranke)