Kolumne

Marcos Jahresrückblick 2019

Unser traditioneller Jahresrückblick lässt in diesem Jahr bewusst Freiräume für außergewöhnliche Kategorien – weil sämtliche fragwürdigen und maximal mittelmäßigen Releases bereits zur Genüge verbale Schläge erhalten haben, wende ich mich bewusst den Sonnenseiten aus 2019 zu. Here we go:
Marco Jahresrückblick

Album des Jahres

„Nicht raus, aber weiter“ – Ein Motto, fünf Senkrechtstarter und ein überaus gelungenes Zweitwerk: Nachdem man sich im ersten Award haarscharf geschlagen geben musste, räumen Hi! Spencer das Album des Jahres ab. Niemand vermag es, Melancholie in solch eindrückliche Töne zu gießen und dabei niemals den notwendigen Funken Leichtigkeit vermissen zu lassen.

Neuentdeckung des Jahres

Im intensiven Zweikampf zwischen Hi! Spencer und den Giant Rooks machen doch letztere das Rennen. Die Veröffentlichung von „Wild Stare“ fand speziell in der zweiten Jahreshälfte enormen medialen Anklang – ausnahmsweise völlig zu Recht! Die Wartezeit auf das erste Studioalbum könnte sich kaum länger hinziehen.

Persönlichkeit des Jahres

Dass Thees Uhlmann die Herzen unserer Redaktion längst erobert hat, steht nach „Junkies und Scientologen“ außer Frage. Wichtig zu erwähnen ist aber auch die Person hinter der Musik. In der Titelstory des DIFFUS Magazins (September Ausgabe) gibt sich das sympathische Nordlicht volksnah und entwaffnend ehrlich. Hier verkörpert jemand, was er singt.

Konzept des Jahres

Vielleicht macht ihn das Eheleben ruhiger, vielleicht liegt es am fortschreitenden Alter: Frank Turners Songs haben in der jüngeren Vergangenheit den Rock´n´Roll schmerzlich vermissen lassen. Inhaltlich hat der Brite jedoch noch allerhand mitzuteilen und bietet auf „No Man´s Land“ eine Geschichtsstunde der besonderen Art: Frauen mit Strahlkraft erhalten die Aufmerksamkeit, die sie sich verdient haben.

Nonverbales Statement des Jahres

Vor dem Hintergrund, dass Rammstein weder auf bunten Blumenwiesen umhertänzeln, noch jedweden Sinn für handelsübliche Zwischenmenschlichkeit zu haben scheinen, ist dieser Live-Moment beachtlich: Ein öffentlicher Kuss zweier Männer inmitten der russischen Hauptstadt. Rückenwind für viele Unterdrückte und ein schelmischer Fingerzeig in Richtung Kreml. Mutig und richtig.