Reviews

Frank Turner und „FTHC“: Punkrock-Riffs und Erinnerungen

Frank Turner liefert mit „FTHC“ ein solides Punkrock-Album mit schönen Melodien ab. Ruhigere Songs mit emotionalen Texten dienen als Verschnaufpausen. Bei anderen Tracks fällt es dagegen schwer, still zu bleiben.

Der sympathische Brite, den man sowohl für seine gefühlvollen Indie-Songs, als auch für schnellere, lautere Folk-Punk/Punkrock-Stücke kennt, geht mit „FTHC“ (Abkürzung von „Frank Turner Hardcore“) direkt von null auf 100. „Non Serviam“ (lat. „Ich werde nicht dienen“) heißt der Opener auf dem neunten Studioalbum Frank Turners. Es wird (ein bisschen) geschrien, es gibt Sprechgesang und Melodien über schnellem Beat.

Etwas eingängiger ist Track Nummer zwei, „The Gathering“, das wie „Non Serviam“ als Single schon länger bekannt ist. Es folgen 14 weitere Songs, plus vier Akustik-Versionen. Darin geht es mal um mentale Gesundheit („Haven’t Been Doing So Well“), mal um das Arbeiten an Beziehungen („The Work“) - stets gesungen mit klarer Stimme und britischem Akzent über eingängige Gitarrenriffs.

Frank Turners Folk-Einschlag kommt ein bisschen mehr bei „Miranda“ durch. Der Song beginnt langsam mit Gitarre, bevor kurz die anderen Instrumente dazukommen, er aufgeht und es dann ruhiger wird. Das Stück plätschert dahin, während Turner über die Beziehung zu seinem Vater, einer Transgender-Frau, erzählt: „My Father’s called Miranda now“. Es ist sein wohl persönlichstes Stück auf dieser Platte. Auch „Fatherless“ dreht sich um den Elternteil. Dieser Song beginnt zunächst wie eine Ballade mit Piano, aber schnell geht es mit hohem Tempo weiter. Der Musiker singt über seine Jugend, die er im Internet verbrachte, während er sich einen Vater wünschte - einen, der ihn zum Fischen mitnimmt. Er fragt außerdem: „Do I make you proud?“

Die schöne klare Stimme des Sängers kommt besonders in „A Wave Across A Bay“ zur Geltung, wenn es außer ihr, einer Akustikgitarre und Piano lange Zeit nicht viel mehr zu hören gibt. Der Song kann als kleine Verschnaufpause gesehen werden, denn gleich danach geht es hektisch weiter. „The Resurrectionists“ beginnt gleich mit lauten Schlägen.

Gegen Ende wird es dann wieder ruhiger. In „The House Where I Was Raised“ singt Turner zur leisen Akustikgitarre über das Verlassen des Hauses seiner Jugend nach 20 Jahren, ein emotionaler Song. Und das war es auch schon mit „FTHC“. Es folgen die eingangs schon erwähnten gelungenen vier Akustik-Versionen. Insgesamt ist „FTHC“ ein schnelles Album, das ins Ohr geht wie in den Rest des Körpers. Die Songs machen Lust auf Livemusik, aufs Tanzen in kleinen, stickigen Clubs, regen aber auch zum Nachdenken an.

Fazit

8.5
Wertung

„FTHC“ ist überzeugend, macht Spaß und ist gefühlt schnell vorbei - obwohl die Anzahl an Songs nicht darauf schließen lassen würde. Nachdem ich von Frank Turners letzter Solo-Platte „No Man’s Land“ musikalisch enttäuscht war, bin ich froh, dass „FTHC“ so laut, schnell und eingängig ist wie erhofft.

Lara Teschers
9.6
Wertung

Es tut mir schon fast leid für all die anderen Releases dieses Jahr, welche sich über das Mittelmaß erheben werden, da sie sich wohl mit diesem Album messen müssen. "FTHC" ist das beste Frank-Turner-Album seit "Last Minutes and Lost Evenings"!

Dave Mante