Buchrezension

Filmrezension: "Sophia, der Tod und ich"

Am 31. August 2023 erscheint die Verfilmung des Romans "Sophia, der Tod und ich" von Thees Uhlmann im Kino. Da ich das Buch geliebt und in Rekordzeit aufgesogen habe, war meine Vorfreude auf diesen Film natürlich immens. Ob sich diese Vorfreude im nun erscheinenden Film erfüllen konnte, verrate ich euch in diesem Artikel.

Das Gute daran, einen Künstler wie Thees Uhlmann erst zu einem relativ späten Zeitpunkt kennenzulernen ist doch, dass man auf viele der Werke nicht mehr warten muss. In seinem Fall lag mir direkt ein riesiges Paket bestehend aus Musik seiner Soloband, beziehungsweise Tomte, aber auch Büchern vor, auf das ich mich stürzen konnte. So kam es dazu, dass ich nicht nur seine Platten, sondern auch zwei seiner Bücher ("Wir könnten Freunde werden. Die Tocotronic-Tourtagebücher", sowie den nun verfilmten Roman "Sophia, der Tod und ich") schnell in meinem Schrank stehen hatte. Ein drittes mit Bezug auf Die Toten Hosen kam später bekanntlich dazu. Als die Nachricht kam, dass eine Verfilmung des Bestseller-Romans von 2015 in die Kinos kommen wird, stand daher schnell fest, dass daran für mich kein Weg vorbei führen wird. Auch der Trailer konnte an dieser Vorfreude nichts ändern, sie im Gegenteil sogar noch einmal steigern. Nun, nach Ansicht des Films, möchte ich meine Gedanken dazu mit euch teilen.

Die Ausgangssituation dieses Films scheint irrwitzig und beängstigend zugleich: Ein Erzengel, Michaela, verteilt Aufträge an die Tode verschiedener Menschen, die diese Aufträge dann auszuführen haben, die Auserwählten also ins Jenseits begleiten sollen. Die Tode haben dafür jeweils drei Minuten Zeit, Anrufe zu tätigen oder zu Schreien ist den aufgesuchten Menschen verboten. Der für die Hauptfigur des Filmes Reiner (gespielt von Dimitrij Schaad) vorgesehene Tod wird von Marc Hosemann gespielt, der mir bereits aus der Mockumentary-Serie "Die Discounter" bekannt war und durch seinen trockenen Humor sowie, zumindest in diesem Film, seiner leicht (übertriebenen) dümmlichen Art wie für diese Rolle gemacht ist. Aber dazu später mehr.

Die erste Abweichung vom Roman, der im wahrsten Sinne des Wortes direkt mit der Tür ins Haus fällt, indem zuerst die Zeugen Jehovas und anschließend der Tod selbst an Reiners Tür klingeln, ist die gesamte Einleitungssequenz. Im Buch ist weder von Engeln, noch von einer Art Imbisswagen die Rede, an der Michaela die Aufgaben an die Tode verteilt. Auch wird uns Reiner im Film im Bezug auf seine Tätigkeit im Umgang mit alten Menschen beziehungsweise seiner Lebensweise zu Hause zuerst einmal vorgestellt, bevor die besagten Besuche an seiner Tür stattfinden. Es findet eine Erklärung der unausweichlich bevorstehenden Situation statt, bevor diese wie im Roman ohne Vorwarnung eintritt.

Es folgen in den nächsten Absätzen inhaltliche Eckpunkte des Films, ohne jedes Detail vorwegzunehmen oder aufzählen zu wollen. Da Reiners Tod es aufgrund der Störung durch Reiners Ex-Partnerin Sophia (Anna Maria Mühe) nicht schafft ihn in der vorgegebenen Zeit mit ins Jenseits zu nehmen, steckt er von nun an quasi zwischen den Welten fest. Sophia wiederum ist gekommen, um sich mit Reiner auf den Weg zur Geburtstagsfeier seiner Mutter zu machen. Das Mutter-Sohn-Verhältnis ist hier nicht das beste und Reiner braucht den klassischen Tritt in den Allerwertesten. Der Tod ist durch sein Versagen nun im irdischen Leben gefangen und darf sich, da Sophia ihn berührt hat, nicht weiter als 300 Meter von beiden entfernen. Passiert das doch, verstreicht die noch ungewisse restliche Lebenszeit sofort. Die Drei machen sich also als unfreiwillige Reisegruppe auf den Weg in den Norden, um Reiners Mutter zu ihrem Ehrentag zu beehren. So viel zur Ausgangslage.

Von hier an ist die bereits angesprochene Dümmlichkeit von Marc Hosemann in seiner Rolle als Tod, der vom irdischen Leben so gar keine Ahnung hat, ein Garant für lustige Momente. Er betrinkt sich, benimmt sich anschließend natürlich auch so, oder wird zum Beispiel zum ersten Mal mit Kaffee konfrontiert. Es ist seine Art und Weise, in diesen Momenten zu (re-)agieren, die ihn für diese Rolle so passend sein lässt. Volltrunken am Zielort angekommen, hält sich die Begeisterung bei Reiners Mutter (Johanna Gastdorf) über den Zustand und die Konstellation der Gruppe sowie für die Sprüche des Todes, und davon gibt es jederzeit einige, jedoch in Grenzen.

An dieser Stelle ergibt sich zwangsläufig ein weiteres Problem für Reiner: Nachdem Sophia mittlerweile Bescheid darüber weiß, dass es sich bei ihrer Begleitung doch nicht um einen alten Freund handelt, ist es natürlich nicht gerade einfach, seiner eigenen Mutter den bevorstehenden Verlust ihres Sohnes zu beichten. Er selbst hat inzwischen den Plan gefasst, auch noch seinen eigenen Sohn, zu dem er ebenfalls nur indirekten und einseitigen Kontakt über Postkarten hat, vor Ablauf seiner Lebenszeit sehen zu wollen. Dass Erzengel Michaela in der Zwischenzeit einen weiteren Tod auf Reiner ansetzt, macht die Sache keineswegs leichter und endet in einem Kampf zwischen den Toden sowie anschließenden Verfolgungsjagden auf der Straße. Zwischen vielen chaotischen und amüsanten Szenen findet Reiner emotional immer mehr zurück zu seiner Mutter und auch zu Sophia. Das unterstreicht die Wichtigkeit darin, sich trotz der Unvorstellbarkeit der im Film gezeigten personellen Anwesenheit des Todes, zumindest in einer unsichtbaren Erwartung solcher Dinge auf die Kontakte zu den wichtigsten Menschen zu verlassen.

Von hier an führt die weitere Reise die nun vierköpfige Gruppe also nicht nur weiter in Richtung Reiners Sohn Johnny (benannt nach dem Wirt seiner Lieblingskneipe), sondern die Protagonisten auch emotional immer enger zusammen. Nachdem sich in der Zwischenzeit ergibt, dass der dritte Tag nach Abreise definitiv Reiners letzter Tag sein wird, steuert der Film genauso wie das Leben der Hauptfigur seinem Ende entgegen. Auf dem Weg zu Johnny füllen den Film noch einmal tiefgängige Gespräche und emotionale Momente, die im Wiedersehen von Johnny und seinem Vater, "dem Postkartenmann" gipfeln. Und auch wenn sich alle Beteiligten mit der Gesamtsituation abgefunden haben, bestimmt ein Gefühlscocktail zwischen Trauer und Zufriedenheit die letzten Momente des Films, bevor Thees' neue Single "Egal was ich tun werde, ich habe immer an dich gedacht" den Abspann einleitet.

"Das ist also wie es endet..."

Thees Uhlmann bezieht diese Single sowohl thematisch als auch emotional direkt auf die Verfilmung seines Romans. "Sophia, der Tod und ich" ist ein Film, der einen immer wieder zwischen den amüsanten Momenten einer Komödie, als auch einem wirklich ernsten Thema mit schlimmen damit in Verbindung stehenden Momenten hin- und hergleiten lässt. Diese Momente werden durch die meistens genau dann passierenden Kuriositäten zwar aufgeweicht, lassen mich zumindest jedoch nicht gänzlich emotionslos zurück. Und auch wenn die Darstellung einer persönlichen Begegnung mit seinem ganz persönlichen Tod (vielleicht) nicht der Realität entspricht, verfehlt der Film keineswegs die Intention uns daran zu erinnern, den einen oder anderen Kontakt mit einem nahestehenden Menschen noch einmal zu überdenken. Eine Erinnerung an die Endlichkeit von uns allen. Gelacht werden darf trotzdem!