Gründung: 2018
Heimatstadt: Hamburg
Genre: Alternative Rock, Fuzz Rock
Bisher veröffentlicht: /
Für Fans von: Royal Blood, Turbowolf, Royal Republic
Theoretisch könnte man wohl kaum mehr am Anfang stehen als die Brüder Val und Leo Keller. Ihre Social-Media-Präsenz unter dem Bandnamen Zwo Eins Risiko ist erst wenige Wochen alt, Konzerte haben die beiden noch kein einziges gegeben und eine EP oder gar ein Album sowieso noch nicht veröffentlicht. Trotzdem wird man den Eindruck nicht los, das Duo würde sich schon seit Jahren im Geschäft befinden. Die drei Live-Session-Videos, die die Kellers als Startschuss ihrer neuen Band auf Youtube veröffentlicht haben, sind optisch hochprofessionell und klanglich einwandfrei, das Bandlogo ist schnittiger designt als mancher Sportwagen und – an dieser Stelle schon fast die logische Konsequenz – auch die Musik des Duos wirkt wesentlich versierter und ausdifferenzierter als der Output manch alter Hasen. Ja, nicht einmal der Proberaum der Band vermittelt auf den ersten Blick auch nur die leisesten Anzeichen von Halbprofessionalität. Gelegen in der hoch betuchten Hamburger Innenstadt führt der Weg in das kreative Zentrum von Zwo Eins Risiko mitten durch die edle Vorhalle eines Bürogebäudes, das eigentlich viel zu schick für das Reich einer aufständischen Rockband ist.
Dringt man allerdings weiter in Richtung der Bandzentrale vor, lüftet sich der Schleier langsam. Der Proberaum von Zwo Eins Risiko liegt natürlich nicht in einem schnöseligen Loft mit Hafenblick, sondern geradewegs in fensterlosen Kellergewölben. Auf dem Weg durch Baustellen-bedingte Plastikfolien muss man aufpassen, dass einem der von der Decke bröckelnde Putz nicht die Klamotten versaut. Im Proberaum selbst sorgen zwei ausrangierte Couches für Gemütlichkeit, der wohlgefüllte Bier-Kühlschrank ist gleich in Reichweite. Auch in ihrer technischen Ausstattung präsentieren sich Zwo Eins Risiko als Nerds, aber nicht unbedingt als Perfektionisten. Kabel und Effektgeräte pflastern große Teile des Bodens, ein einfaches Stereo-Klinkenkabel lässt sich aber trotzdem nirgends auftreiben. Offenbar sind Val und Leo also doch nicht so undurchdringbar, wie es ihre Fassade zunächst vermuten lässt – was absolut nicht gegen sie spricht.
Schließlich ist auch der Grund für die Versiertheit der Brüder ein ganz rationaler: Zwo Eins Risiko gibt es schlichtweg schon lange vor der Gründung der eigenen Facebook-Präsenz. Ihre musikalische Sozialisation haben Val und Leo stets gemeinsam vollzogen, auch in früheren Projekten. Zu Schulzeiten lernen sie Gitarre und Schlagzeug, um ihren Cousins nachzueifern, die Metallica verehren. Gemeinsam mit zwei Kumpels wagen sie erste Gehversuche als Band unter dem Namen „The Draws“, später erfolgt sogar das gemeinsame New-Wave-Electro-Projekt Epic Epileptic. „Für eine Weile hat dieses Ding echt Spaß gemacht, aber irgendwann fehlt es dir auch, ‚richtige‘ Musik zu machen“, konstatiert Leo im Rückblick auf ihre gemeinsame Vergangenheit als DJ-Duo. „Irgendwann nervt es, ewig nur Pixel zu schubsen. Wir hatten einige Auftritte, auch in verschiedenen Teilen von Deutschland, aber irgendwann willst du auch wieder zurück zum Instrument und deine eigenen Songs spielen.“ Deshalb kehren Val und Leo nach ihrer Zeit am Mischpult wieder in den Proberaum zurück, um sich gemeinsam neu zu finden. Das posaunen sie im Gegensatz zu vielen jungen Bands aber nicht als erstes auf jedem erdenklichen sozialen Netzwerk herum, sondern konzentrieren sich auf das, was beim Start eines neuen Projekts leider viel zu selten im Vordergrund steht: Musik.