Ich packe meinen Koffer und nehme mit... So, oder so ähnlich wird es vielleicht bei der Produktion des fünften Albums im schönen Österreich abgelaufen sein. Und wie ein altes Ehepaar, das schon seit Jahren gemeinsam zum Camping fährt, wurden erstmal die Sachen eingesteckt, von denen man weiß, dass man sie schon die letzten Jahre immer gut gebrauchen konnte. Polkabeat in der Rythmusfraktion, Gitarren (meistens clean) im Upbeat, knackige Bläsereinwürfe die an russische Folklore erinnern, unterstützt durch eine Violine und der raue, wenngleich passende Gesang von Frontmann Georgij Alexandrowitsch Makazaria.
All das ergibt das altbekannte Konzept aus Polka-Ska-Punk, das man aus den letzten mittlerweile 12 Jahren gewohnt ist. Genau an diesem Punkt allerdings beginnt unsere Reise, denn wenn man sich jetzt mitnehmen lässt, kann man erfahren, was Russkaja alles neu gemacht haben. „Hey Road, calling me. Tell me what you got today for me to see.“ Ein sehnsüchtiges Liebeslied an die Straße, eine Ode an ein Gefühl: Fernweh. Mit „Hey Road“ schafft die Band einen lyrisch und musikalisch passenden, schönen Einstieg. Das Muster scheint bekannt, ist jedoch um einiges aufgewertet. Durch aufwändigere Drumfills und einfallsreichere Bläserstimmen zeugen von einer noch höheren Qualität als auf den vorigen Alben. Da spürt man, dass sich manche Bandmitglieder in Orchestern oder hochkarätigen Jazz-Ensemblen tummeln. Zudem bricht der Song in der Bridge aus dem Polkabeat aus und verführt uns mit einer kurzen Tangoeinlage - etwas, das sich so ähnlich auf dem ganzen Album wiederholen wird.
Der Text dieses ersten Lieds ist auf Englisch verfasst und wird mit dem typisch pointierten, russischen Akzent vorgetragen. Wo Track Nummer zwei „Alive“ mit einer kurzen, stilistischen Elektro-Einlage aufwartet und das Tempo gehörig anzieht, bremst „Still in Love“ die Stimmung komplett aus. Nicht nur, weil das dritte Lied eine der beiden Balladen auf „Kosmopoliturbo“ ist, sondern auch, weil durch den übermäßigen Einsatz von Autotune und dem Fehlen von Polkaelementen das Gefühl aufkommt, hier wollte jemand einen Popsong erschaffen, der gut ins Radio passt.