Denn Parcels geht es vor allem um ein allumfassendes Erlebnis. Die Band jagt einem maximal coolen Lick nach dem nächsten hinterher und erzeugt damit Grooves, auf die John Frusciante stolz wäre. Dazu traut sich das Quintett außerdem, keine Gesangsmelodien in den Vordergrund zu stellen, sondern vor allem das breite Austarieren der Instrumentals zu fokussieren. Dadurch entstehen famose Jams, die aber auch manchmal an ihrem Anspruch scheitern. Das eigentlich coole Flötensolo von „Lightenup“ geht im Mix zum Beispiel zu stark unter, dafür kann der Song aber mit einem fantastisch eingängigen Refrain aufwarten. Besser macht es das Solospiel „Tape“, dessen Gitarrengroove zwischendurch von besagter Flöte abgelöst wird und so den melodischen Bruch deutlicher in den Vordergrund stellt. Am größten werden Parcels in „Everyroad“, das einem eigentlich ständig repetierenden Soundloop durch harmonische Steigerung, dynamische Varianz und klangliche Ergänzungen zu unheimlich progressiver Spannung verhilft.
Parcels Debüt ist noch kein Hexenwerk, aber eine begeisternde Offenbarung für diejenigen, die handgemachte Session-Musik im Jahr 2018 nicht mehr für möglich gehalten hätten. „Parcels“ ist deshalb vor allem als Grundstein zu verstehen, der viele Türen für eine großartige Band aufstoßen könnte. Dafür kann man dankbar sein.