Nach einer Fülle an EPs und Singles erschien 2018 das selbstbetitelte Debüt-Album „Parcels“. Es folgten Auftritte bei diversen YouTube Formaten und ein wunderbares Live-Album, welches die bisherige Diskographie zusammenschnürte. Die Betonung liegt hierbei auf „DISKO-graphie“, denn mit ihrem einzigartigen Mix aus Disco, Pop und Funk in einem unverkennbaren 60s Vibe auf höchster musikalischer Könnens-Stufe, spielten die Australier, die Berlin zu ihrer Wahlheimat gemacht haben, sich schnell in die Herzen vieler.
Im Frühjahr 2020, vor Corona und während Australien, das Herkunftsland des Quintetts, in Flammen stand, schrieben Parcels dort in einer Hütte ihr Folge-Album „Day/Night“. Produziert von James Ford, der bereits für Foals, die Arctic Monkeys, Gorillaz oder Depeche Mode als Produzent tätig war. Nach fast zwei Jahren des Vorlaufs entstand so aber nicht einfach ein Album, sondern direkt ein Doppelalbum mit satten 19 Songs. Konzeptuell macht „Day/Night“ einen Cut in der Hälfte. Organisch wie der Tag/Nacht-Zyklus soll auch die Platte wirken, wobei die ersten Songs das „LIGHT“, das helle, fröhliche darstellen und die zweite Hälfte die „SHADOW“ Seite, das melancholische. So zumindest die Theorie. Allerdings wirkt in Praxis die Einteilung der Songs auf ein dichotomes System manchmal schwer nachvollziehen. Es entsteht der Verdacht, dass im Nachhinein ein Konzept gesucht wurde, um ein Doppelalbum zu legitimieren und gleichzeitig den Anschein eines Konzeptalbums zu wecken. Zum Beispiel befindet sich „Nowicaresomemore“ auf der ersten Hälfte wirkt hingegen langsam und meditativ. „Famous“ auf der anderen Seite, klingt aber viel eher an den bisher bekannten 60s-Disco-Vibes orientiert. Findet sich trotzdem auf der Nacht Seite wieder. Aber was wäre ein Abend schon, wenn man nicht die Tanzschuhe auspackt? Rein praktisch gesehen wäre aber auch eine strikte Aufteilung etwas langweilig, wenn man erstmal neun schnelle Tracks und dann nur noch langsame Musik zu hören kriegt. Vielleicht darf man das mit der Zweiteilung auch nicht so ernst nehmen.
Geht man aber etwas weniger zynisch oder korrekt an das die Zweiteilung, kann man aber sicherlich etwas Befriedigung und Bestätigung in der Dualität finden. So befinden sich in der zweiten Hälfte doch überwiegend langsame Songs, die für Parcels untypisch sogar mit Streichern untermalt sind. Das Tempo ist dort langsamer, die Songs weniger aufgeregt.