„Heimatschänke“ präsentiert wiedermal die Vielseitigkeit von OK KID, denn ihre Worte werden dieses Mal in ein Motown-Funk Kleid gehüllt. Dieser Ausbruch aus der Norm überschattet den Text beinahe, aber der lässt sich mit „Am Ende führt die Sauferei zwar zu nichts, aber nichts ist ja auch was“ zusammenfassen. Die Begleitung zu „1996“ erinnert ein wenig an 90er-Pop, doch man kommt gar nicht dazu, diese Assoziation weiter zu denken, denn der Text über die Pubertät ist viel zu plastisch und real, als dass man sich dann noch mit so etwas banalem wie der Hintergrundmusik beschäftigen könnte. So war es damals, wird sich der ein oder andere mit Sicherheit sagen. Das ist einfach stark.
Was da hingegen „Wolke“ sagen möchte ist gar nicht so einfach zu beantworten und lässt viel Platz für Interpretationen. Verschwörungstheoretiker? Generalisierte Angststörungen? Der Künstler weiß es, der Hörer muss sich seinen Teil denken. Spannend ist es allemal. Was folgt ist dann eher aus der Kategorie „Zu vernachlässigen“. „Sensation“ und „Reparieren“ haben nicht wirklich was zu erzählen und langweilen mehr, als dass sie unterhalten. Aber weiter hören lohnt sich, denn „Warten auf den starken Mann“ trifft den Nagel auf den Kopf. Die Ängste der besorgten Bürger heruntergebrochen auf vier Minuten, die sich in den feuchten Traum eines jeden Vaterlandmarschierers verwandeln. Ein lauter Schrei nach Liebe? OK Kid jedenfalls muss man dafür lieben, denn das ist brillant, nicht weniger.
„Sensation“ ist als Album wahnsinnig unterhaltsam. Der dazugehörige Titeltrack ist einer der wenigen Songs, die auf dem Album geduldet , aber nicht wirklich gebraucht werden. Aber dafür kann man ja skippen. Denn ansonsten sind die Rap/Pop-Songs mit unterlegten Retrosounds ziemlich spannend und machen verdammt viel Spaß. So klingt also Deutschpop mit Rückgrat.