Neufundland empfinden die Scham als Regulativ unserer Gesellschaft, die gleichzeitig omnipräsent ist und dennoch tabuisiert wird. Allein die präventive Verwendung von Kamera-Filtern oder auch das Gefühl der sozialen Ausgrenzung, wenn man am Wochenende keine aufregenden Stories mit den Followern teilt, sind Indikatoren für die vorherrschende Angst vorm Versagen und der damit verbundenen Scham. Daher thematisiert die fünfköpfige Band bestehende Machtverhältnisse und gesellschaftliche Mechanismen, die uns in unserem täglichen Handeln zu beeinflussen scheinen.
In ihren deutschsprachigen Texten verhandeln sie subversive Themen ohne wirklich aufständisch zu sein. Vielmehr formulieren sie ihre Kritik so gewählt und verkopft, dass man genau hinhören muss, um all die ironischen Hinweise, sprachlichen Bilder und ausgeklügelten Wortwitze umfassend zu verstehen. Dabei geht es um persönliche Konflikte wie Entfremdung, soziale Kälte oder die eigenen hohen Ansprüche, aber auch um weitreichende politische Gesellschaftskritik. „Eine Nagelbombe später“ behandelt die NSU-Verbrechen und das damit verbundene institutionelle Versagen und die erste Single-Auskopplung „Männlich Blass Hetero“ beleuchtet selbstkritisch die Privilegien des weißen Mannes im bestehenden Patriarchat.