Stille. Lautstärkeregler hochdrehen. Leises Knacken, Pfeifen, herüberwehende Klänge, die irritieren. Dann setzt das Klavier ein, um ein Vielfaches lauter, als du beabsichtigt hattest. Aber du änderst nichts an der Lautstärke – und während du noch deine Gänsehaut bestaunst, setzt Matt Berningers schwermütiger und erhabener Gesang ein und zieht dich vollends in den Bann der Musik.
Dass Stille zuweilen elektrisierender als ein lauter Knall sein kann, beweisen The National bereits während der ersten 30 Sekunden des Openers „Nobody Else Will Be There“ eindrucksvoll. Ihr aktuelles Studioalbum strotzt geradezu vor Experimentierfreudigkeit, durchdachten Arrangements und sonderbaren Klängen und erzeugt solch eine atmosphärische Dichte, dass es unmöglich wird, alle Ebenen beim ersten Hören zu durchdringen. Ausgefeilte (und für The National ungewohnte) Gitarren-Soli, Bläser, Streicher, Tasteninstrumente, elektronische Elemente und Loop-Parts werden dezent in die Musik eingeflochten, ohne aufdringlich zu wirken. Anstatt die Aufmerksamkeit vollkommen an sich zu reißen, fügen sie sich in ein harmonisches Gesamtbild ein, das dadurch unheimlich detailverliebt und nahezu perfekt arrangiert klingt. Schon die Länge der einzelnen Titel deutet auf das kreative Potential der Songs hin, die durchschnittlich vier Minuten lang anhalten.
Inhaltlich besingt Berninger Konfusion, Angst, Veränderungen, Resignation und letztlich auch das Überwinden solcher Zustände. Verkopfte und kryptische Textzeilen halten sich mit ungewohnt klaren und direkten Aussagen die Waage und lassen so genügend Raum für die eigene Gedankenverlorenheit.