Großartig wird „Moaning“ aber nicht, weil alle diese Einflüsse vorhanden sind, sondern weil diese sich erstens teilweise absolut widersprüchlich gegenüberstehen und zweitens trotzdem wie aus einem Guss wirken. Am offensichtlisten ist wohl der Noise, der einem zum Beispiel in „Somewhere In There“ fast so herrlich dissonant wie bei den Sub-Pop-Labelkollegen Metz entgegenschmettert. Doch dann taucht plötzlich ein Song wie „Tired“ auf, der mit seinen butterweichen Weltall-Synthies an Shoegaze-Ikonen wie Slowdive erinnert. „Misheard“ wiederum lehnt sich auf eine poppige Alternative-Frickelei und „The Same“ erinnert an die neuen Quicksand (Schreifels-Einflüsse scheinen ein wiederkehrendes Motiv zu sein). All das geschieht über die Länge der Platte nicht von Song zu Song, sondern verschwimmt fließend ineinander, verdrängt sich innerhalb der Dramaturgie immer wieder gegenseitig und führt so zu einer Mixtur, die ebenso fesselnd wie faszinierend ist.
Von der Perfektion ist „Moaning“ noch ein gutes Stück entfernt, denn so spannend die Songs der jungen Band auch sind, finden sie in all ihrer Zwiespältigkeit gerne mal das Ziel nicht. Trotzdem gelingt dem Trio hier scheinbar völlig mühelos eines der stilsichersten und ambitioniertesten Debüts der letzten Monate. Dafür kann man den US-Amerikanern nur mit absolutem Wohlgenuss zuhören – und in eine hochspannende Zukunft blicken.