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Lenny Arrived und „White Elephant“: Tanzen! Jetzt!

Schwingt das Tanzbein und holt die Luft-Blasinstrumente raus! Lenny Arrived fordern bereits auf ihrem abwechslunsgreichen Debütalbum ausdrücklich zum Tanz auf.

Falls ihr noch nichts von der achtköpfigen Band gehört habt, kommt hier eine ganz kurze Zusammenfassung: Lenny Arrived kommen aus Köln und ergänzen ihren facettenreichen Pop-Rock-Sound mit ordentlich Blasmusik. Dazu nutzen sie neben einem Trompeter auch eine Trompeterin und eine Posaunistin sowie neben den Standardinstrumenten Gitarre und Bass ihren Keyboarder und Gastsängerinnen, um ein vielseitig aufgebautes Soundschema zu erstellen. Dabei bestimmen die Blasinstrumente meistens die Melodien, was unumgänglich einen gewissen innerlichen Bewegungsdrang auslöst, dem auch gerne nachgegangen werden darf.

Um genau dieses Gefühl zu transportieren, benötigt der Opener auf „White Elephant“, „Rags & Shame“, gerade einmal 20 Sekunden. Nach einem kurzen vom Keyboard bestimmten Intro tragen die Blasinstrumente zum ersten Mal ihren Klang durch die Lautsprecher und hören damit im Verlauf des Albums kaum wieder auf. Es wäre aber zu einfach, den Sound der Gruppe auf ihre Blasinstrumente zu beschränken, da dieses Album so viel mehr zu bieten hat. Zum einen sind auf dem Album wirklich interessante Stimmen zu hören, sowohl von Sänger Marcus Rummel als auch von den beiden angesprochenen Gastsängerinnen Franzis Lating und Johanna Melder. Die Gesangsstimmen sind mit der Musik im Einklang und schaffen ein absolut passendes und angenehmes Gesamtbild. Zum anderen sind es die unerwarteten Passagen wie das Intro zu „White Elephant“, das zum Beispiel wie einige weitere Teile des Songs nur und fast ausschließlich aus Blasinstrumenten besteht und damit ganz kurze Ausflüge in andere Musikrichtungen im „Brass-Pop“ der Kölner aufflimmern lässt. Man ist facettenreich, man ist vielseitig und man ist experimentell im Hause Lenny Arrived. Der bilinguale Titel „Venus Mars Venus Pluto“ reiht sich diesen Adjektiven nahtlos an.

 

Lenny Arrived können jedoch nicht nur laut und zappelig, sondern auch äußerst gefühlvoll. „True Loneliness“ kommt ganz ohne Blasinstrumente aus und legt den Fokus voll und ganz auf Marcus‘ raue Stimme. Auf „White Elephant“ ist unter dem Strich für jeden etwas dabei, der sich irgendwo im Pop, im Rock oder Ska wiederfindet.

Fazit

6.5
Wertung

Wer sich sonst im Ska wohlfühlt und zwischen den pandemiebedingten Wohnzimmermoshpits mal einen Moment zum Durchatmen braucht, findet hier endlich mal eine mit dem „normalen“ Rest der Familie kompatible Alternative.

Mark Schneider
7
Wertung

Gute Laune, zwischen tanzbar und entspannt. Die vielen Blasinstrumente bringen Varianz herein. Perfekt für lange Sommertage und -nächte am Seeufer.

Meret Stursberg