Es ist doch immer wieder verblüffend, wie in einem Land, in dem 80 Millionen (“ohoh ehop!”) Menschen leben, ein komplettes Genre Musik aus gefühlt einer Handvoll Leuten besteht, die allem ihren kreativen Stempel aufdrücken. Übel nehmen kann man das Karies und ihren Klangkumpan:innen kaum, erweisen sich die Veröffentlichungen des deutschen Post-Punk doch immer wieder als das kreativste und frischeste, was dieser Fleck Erde musikalisch so zu bieten hat. Auch bei Karies’ neuestem Album, das im Vergleich zum schlicht betitelten Vorgänger den fast schon dadaistischen Titel “Tagträume an der Schaummaschine I” trägt, ist der bereits erwähnte kreative Stempel unverkennbar. Zwar entstand das vierte Album der Band weder mit Kevin Kuhn am Schlagzeug noch mit Max Rieger als Produzent, die beiden Nerven werden allerdings durch ein anderes genreverwandtes Hochkarat ersetzt.
Paul Schwarz, der unter anderem schon mit Edwin Rosen zusammengearbeitet hat, bedient auf “Tagträume an der Schaummaschine I” sowohl die Sticks als auch die Regler des Mischpults und übernimmt so gleich beide freigewordenen Aufgaben. Sein Einfluss zeigt sich deutlich im vermehrten Einsatz elektronischer Elemente, die dem ohnehin schon sehr verträumten Album noch ein bisschen mehr Verklärung beisteuern. Wo sich der prominente Einsatz von Synthesizern auf “Alice” noch größtenteils auf Stranger-Things-mäßig wabernde Flächen beschränkte, bedient sich diese Platte sehr viel häufiger aus der elektronischen Spielkiste. E-Drums und verwendenden Effekte auf sämtlichen Instrumenten (inklusive dem Gesang) erwecken den Eindruck, man höre die Songs mit dem Kopf in der titelgebend Schaummaschine.