Während ich dieses Lied wieder und wieder höre, hätte ich mir beinahe gewünscht, diese Band anders kennen gelernt zu haben: Ich stelle mir vor, wie ich auf einem kleinen Festival irgendwo in der Nähe einer Bühne auf einen der bekannteren Acts warte, während ich die lokale Bierwirtschaft unterstütze. Festivals besuche ich auch gerne, um neuen Stoff zu bekommen. Wenn ich am Ende eines Wochenendes mit einer Liste an Bandnamen, die ich näher hören möchte, nach Hause gehe, bin ich glücklich und zufrieden.
Irgendeine „Newcomer-Band“ mit komischen Namen baut gerade noch ihr Set auf und legt fernab meiner Aufmerksamkeit los. Plötzlich röhrt dieser bärtige Sänger „Schalt mich ab“ das allererste Mal über die wenigen Köpfe, die sich vor der kleineren Bühne versammelt haben. Ich drehe mich überrascht um, 20 Leute in meiner Nähe ebenfalls – wortlos und zeitgleich nicken wir uns in der Gruppe zu und ziehen zur kleineren Bühne. Auf meiner Running Order checke ich noch schnell den Bandnamen und markiere mir den Namen für später.
Jetzt stellt man sich aber die berechtigte Frage: Sind „Hi! Spencer“ ein One-Hit-Wonder? Vier weitere Songs stehen noch an: „Haben“ geht gleich deutlich schneller los und lässt die Gitarren von Malte und Janis scheinbar gegeneinander antreten. Jetzt dürfte man auch mal eine flotte Nummer auf dem Parkett hinlegen. Thematisch geht es eigentlich ähnlich weiter: Sehnsucht und Liebe und so weiter. Der Text ist hier weitaus simpler und lässt das Kitsch-o-Meter ein wenig ausschlagen. Musikalisch aber eine nette Nummer zum nebenbei hören.
Der Track „Kopf in den Wolken“ ist da um einiges stärker und abwechslungsreicher. Streckenweise wird der Sound richtig flächig, wenn Backing-Vocals und Gitarren ein hartes Brett erzeugen. In dem Track leben sich die fünf Musiker richtig aus und man merkt sofort, dass hier jedes Instrument in einander greift.
„Platten“ ist irgendwie gänzlich anders. Die Main-Vocals kommen von Gitarrist Malte und klingen genau wie die Instrumente um einiges bissiger. „Ich höre immer noch die Platten, die wir gemeinsam gerne hatten und spiele immer noch in der Band, die du so hasst“ ist dabei der sich scheinbar endlos wiederholende Refrain mit zunehmender Aggressivität und kann bei der emotionalen Buchhaltung als Abrechnung eingereicht werden.
Im letzten Lied zeigen „Hi! Spencer“ noch einmal, dass sie auch gesellschaftskritische Lieder schreiben können. In „Traum“ rüttelt die Band auf und beschreit die wiedererstarkende Rechte: „Der Traum ist jetzt vorbei, sie sind wieder da!“ schreit es durch die Boxen.
„Hi! Spencer“ geben mit ihrer EP „In den Wolken“ einen Ausblick in die Zukunft der Band – solides Handwerk ist schon vorhanden, jetzt muss das Knülleralbum folgen.