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Grzegorz und „33“: Düster, hoffnungslos, wunderschön!

Grzegorz bastelt auf „33“ ein abwechslungsreiches und ziemlich ungewöhnliches Gebilde aus den unterschiedlichsten Soundfetzen. Was dabei herauskommt, ist an künstlerischem Gut kaum zu übertreffen und hat dabei so viel zu bieten.

Für diejenigen, die gerade noch über die Namensaussprache des in Krakau geborenen Produzenten Grzegorz grübeln und mit diesem Namen gar nichts anfangen können: Grzegorz arbeitet als Produzent mit Künstlern wie K.I.Z., Prinz Pi oder Kraftklub zusammen und hat sich damit diverse Goldene Schallplatten verdient. Außerdem bildete er mit Nico von K.I.Z. die Band WassBass. Falls es jetzt beim ein oder anderen Callejon-Fan irgendwo klickt: WassBass begleiteten Callejon auf Ihrer Blitzkreuz-Tour im Jahr 2012.

Genug des Vorgeplänkels. „33“ ist sprichwörtlich ausgedrückt fast komplett auf Grzegorz‘ eigenem Mist gewachsen. Denn ebenfalls wie beim WassBass-Album „The Germans From The Future“ wurden die Drums von Paul Seidel eingespielt, welcher bis jetzt unter anderem für Casper oder War From A Harlots Mouth zu den Stöcken gegriffen hat. Alle anderen Instrumente spielte Grzegorz selbst ein. Das Ergebnis hat mit allen bis jetzt aufgezählten Künstlern und Formationen allerdings absolut gar nichts zu tun und verwundert den Hörer beim ersten Anhören so manches Mal.

Der Opener „Home“ eröffnet das Album mit den gesprochenen Zeilen „Nobody exists on purpose. nobody belongs anywhere, everybody's gonna die.“ und legt damit den Grundstein für die über die gesamte Spieldauer des Albums anhaltende düstere, hoffnungslos anmutende Grundstimmung. Musikalisch bietet „Home“ zwei Minuten Klanggeschwader, die auch als Intro auch auf diversen Metal-Platten nicht auffallen würden. Eine langsame, drückende Gitarre, präzise Drums und geschriener Gesang beherrschen das Soundbild. Damit rechnet man im Vorhinein nicht unbedingt. Das interessante daran ist, dass man im Verlauf der Platte auf weitere Metal-Elemente stößt, die unerwartet und überraschend um die Ecke kommen. Insbesondere den Drums und Drummer Paul merkt man die Affinität zum Metal zweifelsfrei an. Aber keine Angst, „33“ ist kein reines Metal-Album und wird größtenteils von elektronischen und seichteren Tönen beherrscht, in welche die härteren Klänge eingestreut werden. Im gleichnamigen Song „33“ wird man erstmal mit elektronischen Tönen beschallt, um in der nächsten Sekunde im selben Song Black Metal um die Ohren gehauen zu bekommen – ein fortlaufender, munterer Wechsel entsteht. Hier wird das beschriebene Gebilde aus Fetzen unterschiedlicher Stilrichtungen am allerdeutlichsten, über dem dauerhaft eine mystische, hoffnungslose Stimmung wie ein Schleier hängt.

Es fällt nicht leicht, „33“ musikalisch einzuordnen. An manchen Stellen kommt einem als Hörer Marilyn Manson in den Kopf, an anderen Depeche Mode und an wieder anderen gibt es schlichtweg keine gängigen Vergleiche. Das Album setzt einen immerhin etwa 40 Minuten lang nicht nur unglaublich vielen Reizen und einer angenehm mystischen Atmosphäre aus, sondern punktet ebenso durch Grezegorz‘ Stimme und durch Melodien, die auch gerne mal als Ohrwurm hängen bleiben. „I've Lost My Friends To Cocaine“ oder das gefühlvoll ruhige „War Is For Everyone“ sind in dieser Kategorie die besten Kandidaten aus Grzegorz‘ eigener Feder. Diese können es jedoch nicht mit der Coverversion von Kim Wildes „Kids In America“ aufnehmen, welche natürlich davon profitiert, dass wohl ausnahmslos jeder diesen Titel kennt. Was Grzegorz aus dem Song macht, hat mit dem Original musikalisch nichts mehr zu tun und fällt wieder in die Kategorie Eigenkreation aus diversen Stilen. Auch hier bedient sich Grzegorz an Black Metal-Einflüssen, die für den einen auf diesem Album absolut fehl am Platz sein mögen, für den anderen aber wie so vieles anderes an dieser Platte von Kreativität und Mut zu Neuem zeugen.

Fazit

7.5
Wertung

Grzegorz traut sich auf „33“ nicht nur selbst an den Gesang, sondern beweist auch seine Fertigkeiten an Instrumenten und in der Produktion. Über die immer wiederkehrenden Metal-Elemente, die auch gerne mal in Form von brachialem Black-Metal-Geballer daherkommen, lässt sich sicherlich streiten. Für mich sind sie Teil des Gesamtwerks und machen das Album durch seine ungewöhnliche Art in Kombination mit einer sehr angenehmen Stimme zu einem absoluten Kunstwerk.

Mark Schneider