Reviews

Foo Fighters "Medicine At Midnight": Rock für alle

Neue Klangelemente, gewohnte und langersehnte Foo-Fighters-Musik. "Do you like Rock'n'Roll?" - nach dieser Platte wird jede*r mit "Ja!" antworten. Neun großartige Rocksongs sind das Gegengift für den tristen Alltag.

Das erste Anhören verrät es bereit:  die Foo Fighters klingen irgendwie "anders". Aber im positiven Sinne. Ein ganz neuer Sound, ein ganz wenig poppiger als die vorherigen Werke, aber zu 100% Foo Fighters. Das zehnte Album überzeugt durch neue, bisher für die Werke der Foo Fighters unbekannte Nuancen. So zum Beispiel bekommt der Backgroundgesang durchweg eine tragende Rolle zugesprochen und überzeugt durch die warm-weiblichen Stimmen. Auch die Rhythmussektion wurde durch viele Percussions erweitert. Eine wahre Wonne für das Hören über Kopfhörer ist es allemal. Die perfekte Balance zwischen neuen Elementen und altbekanntem Foo-Fighters-Rock. 

Es ist ein "ruhigeres" Album, das suggerieren zumindest die ersten beiden Stücke. "Making a Fire" stellt eben jenen weiblich-großartigen Backgroundgesang vor. Gegen Ende gibt es eine schöne Fusion der neuen Elemente zu hören, in der Gackings und Percussion zusammen die Dynamik des Songs ankurbeln. Rock für jede Altersklasse. Wer hätte gedacht, dass Feuer machen so viel Spaß entfachen kann. 

"Shame Shame" überrascht mit dem Pizzicato von Geigen in der Strophe. Als Single gut bewährt, geht dieser Song mit dem gesungenen Glissando als Hook sofort ins Ohr. Als erste Single des Albums hat dieser Song den neuen Sound der Foos eingeläutet und vereint alte und neue Foo-Fighters-Elemente. "Cloudspotter" bringt dann die volle Breitseite der Percussion-Elemente auf die Ohren der Hörerinnen und Hörer. Ein Muss für jede Autofahrplaylist. 

Der Song "Waiting on a War" vereint Streicher, Klavier, puren Rock und eine stetig steigende Spannung. Mit der Zeile "There has got to be more to this than that" spielt Grohl vielleicht auch auf die Dynamik des Songs an. Man spürt förmlich vom Beginn an, dass dieser Song am Ende in Foo-Fighters-Manier noch gut aufbaut. Und so ist es auch. Das Tempo wird schneller, Hawkins gibt ordentlich Gas an den Drums, und da ist er dann - der nickende Kopf, der stampfende Fuß und die Freude über neue Foo-Fighters-Songs. Dieser Song wurde nicht nur als Single ausgekoppelt, sondern auch im Ramen der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden gespielt. Krasser Flex. 

Auch die Keys und Orgeln bekommen mehr Raum. Schöne Nuancen bringen die Hammond Orgel und die breit aufgestellte Rhythmussektion im Titeltrack "Medicine At Midnight". Da ist er, der Classic Rock 'n' Roll. Der Song ist einfach nur cool. So cool, er könnte glatt in einem Tarantino-Film laufen. Hört man mehrmals in die Songs rein (und das sollte man), entdeckt man immer wieder neue Spielereien im Hintergrund.

Mit "No Son Of Mine" kommen die altbekannten Foos wieder zum Vorschein. Eine starke Gitarrenhook, Grohls unverwechselbarer rauer Gesang und die pure Foo-Energie. Ebenso das nachfolgende Stück. "Holding Poison" erinnert kurz vor dem letzten Refrain mit den harmonischen Elementen des Backgroundgesangs ein wenig an die Art, wie die britische Band Queen ihren Backgroundgesang gesungen und komponiert hat. Auch wenn man etwas braucht, um sich in das Stück einzufühlen, ist es dennoch wahnsinnig gut gelungen. Der Nachfolger "Chasing Birds" ist aber der perfekte Song zum Fühlen. Für den morgendlichen Sonntagskaffee, einen Roadtrip in die untergehende Sonne, oder einfach für eine schöne nostalgische Meditationsrunde. Hier beweisen die Foos, dass sie auch einfühlsame Songs schreiben können und auch eine intimere Seite haben. Zum Abschluss gibt es dann mit "Love Dies Young" nochmals satten Rock auf die Ohren. Satten Rock mit einer überraschend poppigen Gitarrenmelodie. So wie das Album begonnen hat, endet es auch. Mit diesem Feel-Good-Rocksong verabschieden sich die Foo Fighters auf ihrem zehnten Studioalbum. 

 

Fazit

9
Wertung

Ein ruhigeres Album der Foos, aber nirgendwo auch nur im Ansatz schlecht. Ein quasi "neues" und zugleich bekanntes Gesicht der Foo Fighters. Diese Platte eignet sich um den Normalsterblichen den Rock näherzubringen. Und ehe sie es sich verstehen, brauchen auch sie "Medicine at Midnight".

Jan-Severin Irsch