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Every Time I Die - Low Teens

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Mag man dem Namen der New Yorker Metalcore-Band Every Time I Die Glauben schenken, gibt es davon sogar einige – eine Vision, die sie auch mit ihrem neuesten Album „Low Teens“ musikalisch darzubieten wissen. Denn die 13 Songs der neuen Platte können erneut mit einer solchen Dichte an ausgefeiltem Sound im Gewand eines großen Core-Epos überzeugen, dass man am liebsten tausend Tode in ihnen sterben möchte – und dann ganz schnell wieder auferstehen will, um den nächsten Track nicht zu verpassen.

Die fünf Amerikaner haben für ihre Musik einen Sound gefunden, der klar den Genre-Gepflogenheiten folgt, und trotzdem unverkennbar von Every Time I Die stammt. Diese Eigenständigkeit erreichen sie vor allem mit einem originellen Songwriting, das sich nicht mit pausenlosem Geschredder auf der immer selben leeren Saite und der Aneinanderreihung tausender Breakdowns zufrieden gibt. Stattdessen ist die Gitarrenarbeit der Band unglaublich melodisch, und schafft es dabei trotzdem noch, die Musik wie ein zweites Schlagzeug rhythmisch voranzutreiben. Einzigartig ist auch der Gesang von Keith Buckley, der den Grat zwischen cleanen Vocals und kratzigen Shouts verschwimmen lässt. So wechselt er zwar wild zwischen den Gesangstechniken hin und her, man wird aber trotzdem das Gefühl nicht los, in der einen auch die andere zu hören. Die gutturalen Parts verlieren trotz ihrer Härte kaum die Melodik der cleanen Passagen, während letztere den Eindruck erwecken, Buckley würde sich innerlich schon auf den nächsten Wutausbruch vorbereiten. So entsteht eine klangliche Zerrissenheit, die der Platte ein akustisches Chaos entlockt, für dessen Verständnis man einige Durchläufe brauchen wird.

Dabei sind die Strukturen der Songs von „Low Teens“ alles andere als zufällig. Gespickt mit zahlreichen Rhythmuswechseln und Spielereien wie einer akustischen Gitarre in „Religion of Speed“, deren Melodie anschließend von elektrischen Klampfen beantwortet wird, bietet die Platte einiges an klanglichen Herausforderungen. Dazu tragen auch die Riffs an sich bei, die bewusst auf dissonante Intervalle abzielen und damit alles andere als gefällig, dafür aber ausdrucksstark und unglaublich wild klingen. All diese musikalischen Mittel verleihen Every Time I Dies Musik eine Stimmung voller Aggression und Brutalität, die trotzdem den Anspruch nicht verliert. Eine Platte, die das Gefühl von abgrundtiefem Hass mit den Fähigkeiten erfahrener Songwriter und Techniker erzählt. „Low Teens“ bietet Songs, die niemals ins Belanglose abdriften, und trotzdem die Moshpit- und Headbanger-Fraktion begeistern werden. Musik, die gleichzeitig vereinend, bestürzend und gewaltig wirken kann. Zum Sterben gut. Immer wieder.