Auf der Rückseite der Medaille schafft man ein gesellschaftskritisches Gegengewicht. So ist „Fremdes Elend“ verzückend drückender Punkrock, der die moralische Abstumpfung unter dem Einfluss von Reality-, Casting- und Talk-Shows anprangert. „Ein Sommer in den Charts“ knöpft sich die fließbandartige Songproduktion (und die damit verbundenen Qualitätseinbußen) großer Musikverlage vor. „Mit Raketen auf Spatzen“ zielt man auf den zunehmend gesellschaftsfähigen Hass auf vermeintliche Eliten und Andersdenkende. „Morgen geht die Welt unter“ vervollständigt den global ausgelegten Kugelhagel – natürlich handelt es sich nicht um bahnbrechende Innovationen, doch Engst schaffen es, die Missstände nicht omnipräsent erscheinen zu lassen. Ein Funke Kampfgeist und der nötige Wille zur Veränderung schwingen stets mit und fordern den Hörer zum Anpacken auf.
Balladeske Töne dürfen das kurz geratene Album beschließen. „Träumer und Helden“ ist rührselig, sentimental und schielt in Richtung der guten alten Zeit. Revolverheld lassen grüßen. Ohne Schwachpunkte würden die Highlights schließlich nicht genug zur Geltung kommen – so oder so ähnlich muss die dahinterliegende Intention gelautet haben.
Egal ob Praktika bei Andreas von Holst (alias Kuddel), nächtliche Brainstormings mit Farin Urlaub oder melodische Überlegungen mit Sebastian Madsen für die dargebotene Raffinesse verantwortlich sind – Engst schaffen es, in einem überschwemmten, deutschsprachigen (Rock-)Markt, ein individuelles Klangbild zu erschaffen. Die Trademarks guter Rocksongs tummeln sich wie die Löwen zur Fütterungszeit in einem Großstadtzoo. Welpenschutz für das Erstlingswerk? Nicht notwendig!