Es gibt immer den einen Act, auf den man sich vor einem Festival am meisten freut. Bei meinem Besuch am Pell-Mell Festival spielen Montreal diese Rolle. Schon lange fester Bestandteil meiner Playlists, heute ist es mir endlich vergönnt, die Jungs aus dem Norden auf der Bühne zu sehen. Ich muss bereits beim Soundcheck schmunzeln. Auf die Melodie von „Dreieck und Auge“ spielt die Band immer wieder die Textzeile „Soundcheck, das hier ist ein Soundcheck!“. Kaum steht die Band auf der Bühne, wird sich über den bis zum Beginn des Auftritts laufenden Volbeat-Song beschwert, immer wieder gilt der Dank den Gästen des „Metal-Festivals“, die die drei Akkorde spielenden Punkrocker so herzlich auf -und annehmen. Muff Potter und Wizo bekommen Spitzen vor „Zucker für die Affen“, ein kritischer Song zum Thema kommerzielle Comebacks. „Seit 15 Jahren, für Lästerei und Spott stehen“, eine Textzeile der Band, die man sich, natürlich immer breit grinsend, im Hause Montreal zu Herzen nimmt. Es ist mittlerweile dunkel geworden in Obererbach. Während der große Wagen am sternenklaren Himmel leuchtet, liefern Montreal einen Auftritt mit massig Grund zum Lachen. Bassist Hirsch entlarvt den „Alkoholpakt“ zwischen den Bandmitgliedern und die Gruppe bittet die Gäste um eine Spende über 4.000€, da man mal wieder verbotenerweise „Katharine, Katharine“ covert. Ein Besucher hat beim Song „120 Sekunden“ seinen großen Auftritt, bei dem er zwei Minuten eine Digitaluhr auf der Bühne hochhalten darf. Als er vor dem Titel nach seinem Namen gefragt wird, antwortet er ganz trocken „Philipp, ihr Penner“. Zum neun Sekunden langen Hardcoretrack in der Setlist rufen Montreal kurzerhand zu einer Art Reise nach Jerusalem auf, wer stehen bleibt holt Bier für alle. Ich saß mit der großen Masse des Publikums in der trockenen, roten Asche und habe nachweislich keins bekommen.