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HEADS. und "Collider": Schlammschlacht

Noise und Post-Punk müssen dreckig sein. HEADS. nehmen das so ernst, dass sie durch ihre Brille teilweise selbst nichts mehr erkennen können.

Das muss man nicht unbedingt als gravierenden Nachteil von „Collider“ verstehen, denn es fällt selten schwer, den Berlinern zu folgen. In seinen Songs ätzt das Trio so scharfkantig wie Unsane durch ihre schneidenden Riffs und setzt dabei trotzdem angenehme Kontraste, weil Frontmann Ed Fraser im Gegensatz dazu fast immer wie die Ruhe selbst wirkt. In besonderem Maße wir das zum Beispiel im Titeltrack deutlich. Hier singt Fraser mit schwerer Stimme über lediglich gelegentlich auftretende Gitarrenanschläge, die seiner Stimme viel mehr zu schmeicheln scheinen. Aber Noise ist eben nicht zum Schmeicheln da, und so gewinnt „Collider“ durch diese Ambivalenz einen aufregenden und ambitionierten Sound.

Etwas schade ist, dass dieser über die Dauer der Platte nicht ernsthaft am Songwriting wachsen kann, das sich etwas zu oft in Monotonie bewegt. Highlights gibt es aber absolut, allen voran im Closer „Youth“, der im losgelösten Free-Jazz-Saxophonsolo ausbricht. In „Wolves At The Door“ klingen HEADS. so unbekümmert cool und gleichzeitig gewaltig wie Moaning, und „Mannequin“ wirft zwischen seine quäkenden Dissonanzen immer wieder überraschend konsonante Intervalle, die das Soundbild auflockern und Interesse wecken. Trotzdem fehlt „Collider“ aber auf lange Sicht die zündende Idee, die es wirklich abheben würde und die Bands wie Meat Wave, Metz oder auch die eingangs erwähnten Moaning zu Szenegrößen macht. So bleiben HEADS. „nur“ gut, können aber mit dem Vermerk „hoffnungsvoll“ versehen werden, wenn sie durch den Schmutz vor ihren Augen noch klarere Sicht gewinnen.

Fazit

6.4
Wertung

"Collider" ist ein beklemmendes und zwiespältiges Werk, und das im guten Sinne. Es fehtl lediglich das letzte bisschen Störrigkeit, um HEADS. zu einer noch opulenteren Band werden zu lassen.

Jakob Uhlig