Konzertbericht: Metz in Bremen

Dass Bremen den exklusiven Deutschland-Stopp einer Europatour abbekommt, ist nicht unbedingt ein Regelfall. Umso überraschender, dass ein solcher Anlass bei den kanadischen Noise-Göttern Metz nicht zur vollständigen Eskalation führt.

Im Gesamtambiente ist der Bremer Tower eher wie eine mystisch-mittelalterliche Burg gestaltet, der Boden des Clubs wirkt in diesem gewitzten Styling daher etwas fehl am Platz. Ein großes Rechteck direkt vor der Bühne ist mit viel zu neumodisch aussehenden Holzlatten ausgekleidet, die eher wie das Fundament eines Trainingsraums für Standardtanz wirken und zu Beginn des heutigen Konzertabends wie ein unsichtbarer Käfig erscheinen. Kaum einer scheint sich zu trauen, die Schwelle zwischen steinernem Grund und Holz zu übertreten, was beim Soundcheck der heute als Support agierenden Heads für ein etwas obskures Bild sorgt. Erst, als das Trio seine Instrumente das erste Mal im Zusammenklang in voller Kraft übersteuern lässt, trauen sich einige wenige, die mysteriöse Schwelle zu übertreten.

Um einen wirklichen Empfang muss das Trio allerdings erst wörtlich bitten und es scheint, als sei mit dieser Aufforderung des Näherkommens zumindest eine erste Skepsis des Publikums überwunden. In erster Linie stellen sich Heads natürlich mit ihren wirklich brutalen Noise-Feedbacks vor, die aus den Boxen des Towers heute wirklich brutal laut dröhnen und ohne Gehörschutz wirklich kaum auszuhalten wären. Natürlich muss das in diesem Genre so – aber ob man die Gesundheit des Publikums für die Kunst aufs Spiel setzen sollte, sei einfach mal dahingestellt. Wer den Schall durch entsprechendes Equipment allerdings auf erträgliche Dimensionen dämpft, der erlebt die herrlich präzise austarierten Songs der Band in voller Pracht. Die oft langsamen und stellenweise staubtrockenen Tracks des Trios entfalten live noch eine ganz andere Wirkung und funktionieren sogar besser als auf Platte. Das geht schon zu Beginn gut los, wird aber noch besser, als der Techniker es mitten im Song nach einigen Verwirrungen endlich schafft, die Kabel aller Effektgeräte richtig zu verbinden.

Heads

Heads

Dass Metz als Headliner diese Krachansammlung noch toppen, ist fast schon selbstverständlich – das liegt vor allem an der kompromisslosen Schnelligkeit in fast allen ihren Songs, aber auch an der irrwitzigen Energie, mit der das Trio sie performt. Frontmann Alex Edkins schüttelt seine wuschelige Nerdfrisur von der ersten Minute an pausenlos und Drummer Hayden Menzies schlägt jeden Takt mit derartigem Elan, dass es einen förmlich aus dem Stand reißt. Das ist besonders bemerkenswert, weil Menzies gerade eigentlich unter einem von der Supportband mitgebrachten Virus leidet, wie Edkins in einer seiner wenigen Ansagen mitteilt. Metz rasen so mit voller Gewalt durch ihr einstündiges Set. Sie performen trotz des unmittelbar bevorstehenden Releases ihrer grandiosen B-Seiten-Platte nur zwei der darauf enthaltenen Songs, einer davon ist „Eraser“, der sowieso schon seit längerer Zeit zum festen Bestandteil des Live-Inventars ist. Überraschungen bleiben in der Breite eher aus, Metz konzentrieren sich von „Spit You Out“ über „Acetate“ bis hin zu „Wet Blanket“ vor allem auf ihre Hits. Trotz dieses grandiosen Spektakels bleibt die Reaktion des Publikums eher im leicht unterkühlten Hanseatenmodus. Nur einige wenige lassen sich zwischendurch mal zu einem kleinen Pit hinreißen, der Rest guckt im Schnitt maximal kopfnickend auf die unermüdlich tobenden Menschen auf der Bühne. Woran hat et jelegen? An der Band mit Sicherheit nicht.